Vor Oscar: Fünf Cesars für Haneke-Film

Kurz vor den Oscar-Verleihungen hat das Drama "Amour" des österreichischen Filmemachers Michael Haneke bei den französischen Filmpreisen mit fünf Auszeichnungen groß abgeräumt. Die Geschichte um die Liebe eines alten Paares, das mit dem Tod konfrontiert ist, erhielt am Abend den Cesar 2013 für den besten Film. Haneke wurden zudem für die "beste Regie" und das "beste Original-Drehbuch" ausgezeichnet.

Morgenjournal, 23.2.2013

Emmanuelle Riva

Emmanuelle Riva bei der Cesar-Verleihung

(c) EPA

"Sturmflut" von Preisen

Nach der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes, nach den Auszeichnungen unter anderem beim Europäischen Filmpreis, beim London Critics' Circle oder bei den Golden Globes, insgesamt waren es bis gestern 39 Preise, war Michael Hanekes Film "Amour" gestern Abend auch bei der 38. Ausgabe des französischen Filmpreises César in zehn von 21 Kategorien nominiert gewesen. Haneke selbst war nach der Generalprobe seiner "Cosi Fan Tutte" Inszenierung bei Gerard Mortier am "Teatro Real" in Madrid gestern und vor der Oscar-Zeremonie in Los Angeles am Sonntag, bei der Verleihung der Cesars in der französischen Hauptstadt nicht anwesend.

"Amour" von Michale Haneke war der beste Film auch in den Augen der französischen Filmakademie – gegen Konkurrenten wie Jacques Audiard, Francois Ozon oder Benoit Jacquot. Aber damit nicht genug: auch der Preis für das beste Drehbuch, die beste Regie , die beste männliche und weibliche Hauptrolle - insgesamt fünf Auszeichnungen gingen an die französisch-österreichisch-deutsche Koproduktion. "Eine Sturmflut, die alles weggespült hat", heißt es auf der Webseite der Wochenzeitung L' Express.

"Er geht uns allen sehr nahe"

Minutenlange Standing Ovation für die sehr würdige, 86 jährige weibliche Hauptdarstellerin, Emmanuele Riva, die im Film die Rolle der dahinsiechenden, am Ende von ihrem Mann "aus Liebe" getöteten Ehefrau spielt: "Es fällt mir schwer, mit all dem alleine hier zu stehen. Denn das ist mir so kostbar und ich hätte gerne gehabt, dass Jean Louis Trintignant und Michael Haneke hier wären. Ich muss sagen, ich habe für diesem Film mit sehr großer Leidenschaft gearbeitet. Und ich habe großes Glück gehabt, am Ende meines Lebens den wunderbaren Michael Haneke kennen zu lernen und einen Film mit diesem Thema, das uns alle angeht – und von da her denke ich, kommt auch der Erfolg des Films, denn er geht uns allen, allen wirklich sehr nahe."

Der Cesar war Emmanuelle Riva von Omar Sy überreicht worden, der ihr auch half, die Trophäe von der Bühne zu tragen – die sei ja schwerer als sie selbst so die Geehrte. Jean Louis Trintignants Preis nahm sein Sohn Vincent entgegen, Trintignant selbst meldete sich per Telefon aus Brüssel, wo er auf der Theaterbühne steht, zu Wort : "Ich bin konfus und ein wenig bewegt. Vielen Dank. Ich höre aber, ihr habt Verspätung. Ich gebe euch die Gelegenheit, diese einzuholen, damit hab ich wenigstens etwas wichtiges gemacht heute Abend, ich umarme euch."

Ehrenpreis für Kevin Costner

Der Cesar war Emmanuelle Riva von Omar Sy überreicht worden, der ihr auch half, die Trophäe von der Bühne zu tragen – die sei ja schwerer als sie selbst so die Geehrte. Jean Louis Trintignants Preis nahm sein Sohn Vincent entgegen, Trintignant selbst meldete sich per Telefon aus Brüssel, wo er auf der Theaterbühne steht, zu Wort : "Ich bin konfus und ein wenig bewegt. Vielen Dank. Ich höre aber, ihr habt Verspätung. Ich gebe euch die Gelegenheit, diese einzuholen, damit hab ich wenigstens etwas wichtiges gemacht heute Abend, ich umarme euch."

Einen gründlichen Misston gab es bei dieser Zeremonie allerdings: ein hochnotpeinlicher Sketch oder der Versuch einer Persiflage von "Amour" ging über die Leinwand und dem Publikum blieb das Lachen im Hals stecken. Dagegen bewies Kevin Costner, der einen Ehren-Cesar für sein Lebenswerk bekam, Klasse, rührte das Publikum mit einfachen Worten über Leben und Tod, Realität und Fiktion fast zu Tränen und schloss mit dem Satz: "Dank dafür, dass Sie mich akzeptieren, für das, was ich bin."