Merkel bei Erdogan: Zaghafte Annäherung

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel beendet heute ihren zweitätigen Besuch in der Türkei. Mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat sie vor allem über die schleppenden Verhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei gesprochen.

Abendjournal, 25.2.2013

Auftakt 2005

Im Jahr 2005 entschlossen sich die EU Staats und Regierungschefs nach 20 jährigem Zögern, endlich Verhandlungen mit der Türkei aufzunehmen. Doch schon damals war klar, dass viele Staaten keine Vollmitgliedschaft des großen Landes wollen. Zu teuer würde das für die EU-Fördertöpfe, befürchtete man, zu groß wäre dann der Einfluss eines islamischen Landes, und über Demokratie und Menschenrechte gibt es auch noch so manchen Zweifel. Außerdem hat die Türkei nach wie vor 30.000 Soldaten in Nordzypern und erkennt mit Zypern ein EU-Mitglied nicht an.

Inzwischen hat sich manches geändert: die Türkei wächst und gedeiht, dass so manches EU Land neidisch werden könnte, und die EU hat mit Eurokrise und Rezession viel von ihrem Glanz verloren. Viele Türken sehen ihr Heil gar nicht mehr im Westen, sondern richten sich als starke Regionalmacht nach Osten. Man ist selbstbewusster geworden. Was sich aber nicht geändert hat, ist die zögerliche Haltung der EU. Erst 13 von 35 Verhandlungskapiteln wurden eröffnet, nur eines ist abgeschlossen. Angela Merkel hat gestern dafür plädiert, ein weiteres Kapitel zu eröffnen, ein kleines Gastgeschenk, das aber mit wenig Überzeugung dar gebracht wurde. Sie gehe von einer langen Verhandlungsstrecke aus, ließ Merkel gleich wissen.