Freispruch im Immofinanz-Prozess

Beim Immofinanz-Prozess gab es heute eine Überraschung: Der Staatsanwalt zog nach mehreren Verhandlungstagen seine Anklage gegen einen Treuhänder zurück, über den die umstrittenen Aktienoptionsgeschäfte von Immofinanz-Chef Karl Petrikovics abgewickelt worden waren. Petrikovics und weitere zwei Angeklagte wurden hingegen vom Zeugen Michael Liechtenstein weiter belastet.

Abendjournal, 26.2.2013

"Vielen Dank"

Jeder Prozess hat eine eigene Dynamik, erklärte der Staatsanwalt kurz vor der Mittagspause. Beim mitangeklagten Treuhänder hätten die Zeugenbefragungen nicht ergeben, dass dieser den Vorsatz hatte, eine Untreue zu begehen. Im Sinne des Objektivitätsgebotes ziehe er deshalb die Anklage zurück, sagte der Staatsanwalt. Der Schöffensenat brauchte nur eine kurze Beratung, dann folgte der Freispruch für den Treuhänder, über den Immofinanz-Chef Karl Petrikovics und zwei Mitangeklagte ihre umstrittenen Aktienoptionsgeschäfte abgewickelt hatten. Der Freigesprochene ist hocherfreut und erleichtert: "Vielen Dank", sagte er zum Gericht.

Scheinrechnungen

Weniger erfreulich verlief hingegen für Petrikovics die Befragung des Zeugen Michael Liechtenstein. Der Cousin des liechtensteinischen Fürsten war jahrelang Aufsichtsratsvorsitzender der Constantia Privatbank. Seine Aussagen belasten den Ex-Immofinanz-Chef, der gleichzeitig auch Bankvorstand war. Denn die Optionsgeschäfte trugen der Bank einen Verlust von sieben Millionen Euro ein. "Natürlich hat der Aufsichtsrat der Bank nachgefragt. Petrikovics hat uns damals erklärt, dass der Verlust auf ein Geschäft mit einen guten Kunden beruht", sagt Liechtenstein. Dass Petrikovics, ein weiterer Vorstand und ein Aufsichtsrat der Immofinanz dahinter stecken, habe er nicht gewusst, so Liechtenstein. "Wussten sie von den Scheinrechnungen?", fragt die Richterin. "Ich glaube nicht, dass wir das zugelassen hätten", sagt der Zeuge.