Sozialpartner: Maturanten sollen Lehre machen

Auf der einen Seite gibt es in Österreich relativ viele Schulabbrecher, auf der anderen Seite zu wenige Lehrlinge. Die Sozialpartner wollen daher die Lehrberufe attraktiver machen. Eine Forderung von ÖGB und Wirtschaftskammer: Jemand, der schon eine AHS-Matura hat, soll innerhalb eines Jahres eine Lehre machen können.

Mittagsjournal, 27.2.2013

Matura mit 18, fertige Lehre mit 19

Die Lehrberufe haben in der heutigen Zeit nicht mehr das beste Image. Viele schicken ihre Kinder, wenn es irgendwie geht, auf eine weiterbildende Schule, zum Beispiel ins Gymnasium. Diesen Trend könne man nur stoppen, wenn Lehrlingen auch weitere Möglichkeiten offen stehen, sagen heute einmal mehr die Sozialpartner. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl bringt es so auf den Punkt: "Es darf nicht mehr so sein, dass Berufsentscheidungen nach Sozialprestige getroffen werden. Egal wo ein junger Mensch beginnt, es müssen ihm alle Bildungswege und damit alle Karrieren und alle Wünsche des Lebens offen stehen."

Zum Beispiel gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, parallel zur Lehre die Matura zu machen. Das wollen die Sozialpartner weiter fördern. Neu ist unter anderem der gemeinsame Vorschlag, dass jemand, der schon eine Matura hat, innerhalb eines Jahres einen Lehrberuf nachmachen kann. Also zum Beispiel Matura mit 18, und dann mit 19 eine fertige Ausbildung als Tischler.

Für zweites verpflichtendes Kindergartenjahr

Außerdem soll es sogenannte Berufsakademien geben, die nach dem Lehrabschluss eine Weiterbildung möglich machen, ähnlich den Tourismus-Fachschulen, die es jetzt schon gibt. Das System in beide Richtungen durchlässig machen, lautet also die Devise.

Aufhorchen lassen die Sozialpartner heute aber noch mit einem zweiten Vorschlag, um das Bildungssystem zu verbessern. Dieser setzt schon bei den ganz Kleinen an. ÖGB und Wirtschaftskammer unterstützen nämlich die Forderung nach einem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr. Das hatte zuletzt Integrationsstaats-Sekretär Sebastian Kurz von der ÖVP vorgeschlagen. Unterstützt wird das heute nicht nur von Christoph Leitl, sondern auch von ÖGB-Präsident Erich Foglar. Dabei gehe es nicht nur um die Förderung von Migrantinnen und Migranten, sondern um alle Kinder. Dieses zweite verpflichtende Kindergartenjahr sollte es möglichst bald, am besten schon im Herbst geben, sagt auch der Präsident der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl.