Barock im Belvedere
Im Winterpalais des Prinzen Eugen - in den Prunkräumen, wo früher die Finanzministerin residierte - entsteht ein neues Barockmuseum. Und schon jetzt richtet eine Sonderausstellung im Unteren Belvedere den Fokus auf das österreichische Barock und seine Folgewirkungen bis heute: "Barock since 1630".
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 27.02.2013
In der Schau "Barock since 1630" entsteht der Eindruck, diese Stilepoche hätte seit dem 17. Jahrhundert nie mehr aufgehört - jedenfalls in Österreich. Da wurden ganz bewusst Künstler-Selbstporträts aus dem Barock und der Gründerzeit durcheinandergehängt; man muss sich schon ein bisschen auskennen, um richtig zu raten, welches Bild aus welcher Ära stammt. Ein Selbstbildnis von Hans Canon aus dem Jahr 1868 sieht einem Rembrandt aber sowas von ähnlich!
Vom Biedermeier über Expressionisten wie Kokoschka bis zu Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater: Es gibt wohl kaum ein Land, wo sich spätere Künstlergenerationen derart an barocker Ästhetik abgearbeitet haben wie in Österreich. Das zu demonstrieren, gelingt in vielen interessanten Gegenüberstellungen. Zugleich wollten die Kuratoren Georg Lechner und Alexander Klee zeigen, dass barocke Stilistik mehr ist als üppige, dramatisch bewegte Körper, mehr als feudaler Prunk und Dekor.
"Wir arbeiten auch gegen eine Vereinheitlichung des Begriffs, versuchen ihn aufzubrechen, und die verschiedenen Facetten dessen, was Barock ist - in seiner Zeit und in den nachfolgenden Zeitspannen - darzulegen."
Barock als Marke
Aber warum eigentlich "Barock since 1630"? "Barock hat ja etwas von einer Marke. Barock wird ja gerne als österreichisch verkauft, und daher haben wir versucht, den Titel der Ausstellung ähnlich einer Marke zu wählen. 1630 - das ist das Jahr, in dem das früheste Barockbild in der Sammlung des Belvedere gemalt wurde - zufällig ein besonders interessantes Werk: Eine "Verspottung Christi" des Prager Malers Karel Skréta, mit alten Männern, die Jesus höhnische Fratzen schneiden.
Grimassen, groteske Mimik - das interessierte keinen mehr als den Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt. Seine Charakterköpfe blicken auf ihre von Arnulf Rainer überzeichneten Fotos. Die Barockbezüge in der zeitgenössischen österreichischen Kunst wären noch ausbaufähig gewesen - die Gegenwart wird mit wenigen Beispielen nur angerissen. Dafür gibt es Entdeckungen zu machen, wie die aus Persenbeug stammende Barockmalerin Anna Maria Punz mit ihren auffällig schlichten Stillleben, "Arbeiten, die in ihrer Auffassung eigentlich sehr klar und sehr nüchtern sind. Also diesem herkömmlichen Barockbegriff überhaupt nicht entsprechen."
Maria Theresia ohne Krone
Saaltitel wie "Schönheit und Tod" oder "Projektionsfläche Himmel" ordnen die Schau nach Themen. Im letzten Raum geht es auf den Wiener Heldenplatz und den gegenüberliegenden Maria-Theresien-Platz. Die drei Denkmäler dort - Erzherzog Karl, Prinz Eugen und Maria Theresia - stammen aus dem 19. Jahrhundert. Der Saaltext verrät wenig bekannte Details zu den vertrauten Statuen.
"Maria Theresia nicht mehr mit Herrschergestus, ohne Krone, nur mit einem Diadem. Das Denkmal der Maria Theresia wurde vom Stadterweiterungsfonds finanziert, es wurde nicht mehr von Franz Joseph finanziert. Aber er hat interveniert und darauf gedrungen, dass Maria Theresia als Machtinsignie trotzdem noch ihr Szepter behält."
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Belvedere ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
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