Maximilian von Mexiko

Zahlreiche tragische Gestalten gibt es unter den Habsburgern. Eine von ihnen ist sicherlich Maximilian von Mexiko, schon weil man ihn vor allem durch das Bild seiner Erschießung kennt. Dabei ist der jüngere Bruder Kaiser Franz Josephs abseits von seinem abenteuerlichen Kaisertum in Mexiko auch als Weltreisender, manischer Sammler und vor allem als fantasievoller Bauherr zu entdecken.

Erzherzog Ferdinand Maximilian in der Uniform der k.k. Kriegsmarine, 2. Hälfte 19. Jh.

(c) Heeresgeschichtliches Museum, Foto: Alexander Eugen Koller, Artwork: Hannes Eder

Eine Ausstellung im Wiener Hofmobiliendepot stellt Maximilian jetzt als vielschichtige und widersprüchliche Gestalt vor, in dessen Leben Traum und Wirklichkeit auf tragische Weise miteinander verknüpft waren.

Kulturjournal, 05.03.2013

Edouard Manets berühmtes Gemälde "Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko" dominiert als Leuchtbild den unteren Ausstellungsraum. Pulverdampf dringt aus den Gewehren, ein Mitstreiter Maximilians reißt getroffen die Arme in die Luft, der Kaiser selbst wartet noch auf die tödlichen Schüsse. Ferdinand Maximilian ist keine 35 Jahre alt, als sein mexikanisches Abenteuer derart tragisch zu Ende geht. In Europa löst das Ereignis heftige Reaktionen aus, so Ilsebill Barta, Kuratorin der Ausstellung.

Diese Aufnahmen sind in der Ausstellung genauso zu sehen, wie auch die kugeldurchlöcherte Weste, die Maximilian bei seiner Erschießung getragen hat, und der Sarg, mit dem sein Leichnam schließlich nach langem diplomatischen Gerangel nach Wien überstellt worden war.

Leidenschaftlicher Sammler

Ihren Anfang genommen, hatte die ganze Katastrophe in Frankreich. Mexiko war hoch verschuldet, aber zahlungsunfähig und Napoleon III. wollte sich jetzt mit Gewalt holen, was ihm seiner Meinung nach zustand und entsandte Truppen. Fehlte noch jemand, der die junge Kolonie verwalten sollte. Maximilian gab sich, als ihm die Krone angeboten wurde, zurückhaltend. Er wollte kein Herrscher gegen den Willen des Volkes sein.

Der Empfang in Mexiko ist frostig, die Unterstützung in der Bevölkerung für den gegnerischen Präsidenten sehr groß. Maximilian, der keine Durchsetzungskraft besitzt und dem Militärischen seit jeher wenig zugeneigt ist, verlegt sich auf alte Leidenschaften, die Bautätigkeit und das Sammeln. Wie die Ausstellung dokumentiert, lässt er in der mexikanischen Hauptstadt eine Prachtstraße nach Vorbild der Pariser Champs-Élysées errichten und er kauft massenhaft präkolumbische Kunst an. Zahlreiche dieser Stücke lagern heute im Wiener Völkerkundemuseum.

Sein Interesse an fremden Kulturen zeigt auch ein Gemälde, auf dem Kaiser Maximilian in seiner mexikanischen Residenz zu sehen ist, wie er eine Gesandtschaft der Kickapoo-Indianer empfängt.

Märchenschloss Miramar bei Triest

Dass er anders war, zeigte sich bei Maximilian schon früh. Vor allem auch in seiner Beziehung zum knapp zwei Jahre älteren Bruder Franz Joseph, der ja schon mit 18 Jahren zum Kaiser ernannt wurde. Maximilian war durch seinen Charme wesentlich beliebter beim Volk als der sture, engstirnige und erzkonservative Bürokrat auf dem Kaiserthron. Franz Joseph hatte dann auch seine liebe Not mit dem jüngeren Bruder und vor allem auch mit dessen liberalen Ansichten. So setzte er ihn zwar als Generalgouverneur von Lombardo-Venetien ein, doch war Maximilian da nicht mehr als eine von Wien gesteuerte Marionette.

Derart ins Abseits gedrängt, widmete sich Maximilian seinem großen Lebensprojekt, dem Bau seines Märchenschlosses Miramar bei Triest. Er selbst hatte Miramar als sein Vermächtnis bezeichnet und die Ausstellung dokumentiert, welche Akribie und Leidenschaft er in den Entwurf jedes einzelnen Raums gelegt hat. Anregungen fand er auf Reisen in den Orient.

Dokumentation von Flora und Fauna

Eine manische Sammelwut, ein Habenmüssen, das auch vor Kunstraub nicht Halt machte, zeigt sich da zum einen, zum anderen war er aber auch ein leidenschaftlicher Naturforscher, der im völlig schmucklosen Leinenanzug durch den brasilianischen Regenwald streifte. Mithilfe hochrangiger Wissenschaftler entstanden damals ledergebundene Prunkbände, die genaue Bestandsaufnahmen von Flora und Fauna lieferten.

Wertloser Nippes findet sich deshalb auch in der Ausstellung neben unschätzbaren Kunstgegenständen. Kitschige Porzellanfiguren in Trachten sind da die lächerlichen Gegenspieler zu altägyptischen Grabbeigaben, von denen viele in die Sammlung des Kunsthistorischen Museums Eingang gefunden haben.

Ausführliche Tagebücher

Maximilian war aber nicht nur ein Vielsammler, sondern auch ein Vielschreiber, der jeden seiner Schritte, aber auch seine Gedanken minutiös aufzeichnete. In den ausgestellten Tagebüchern finden sich daneben auch kleine Aquarelle von Alltagsszenen, die ihn als talentierten Maler ausweisen. Dieses riesige Konvolut an Notizen veröffentlichte er noch zu Lebzeiten als siebenbändiges Werk. "Aus meinem Leben" nannte er dies und es umfasste neben seinen Erinnerungen auch Aphorismen und Gedichte. Interessanterweise behalf sich Maximilian schon damals einer Ghostwriterin.

Die Ausstellung zeigt das lebenslange Verhängnis Maximilians, dass er es nämlich nicht schaffte, eine klare Grenze zwischen seinen Träumen und der Wirklichkeit zu ziehen. Im Privaten hat das zu seinen opulenten Sammlungen und den beinahe größenwahnsinnigen Bauvorhaben geführt, im Politischen aber zu seinem Tod.

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