Heeresexperte: "Politik gibt keine Antworten"
Ohne Erhöhung des Heeresbudgets keine tiefgreifenden Reformen. Dieser Meinung ist Gerald Karner, vor sieben Jahren im Rang eines Brigadiers aus dem Militärdienst ausgeschieden und heute Unternehmensberater. Karner hatte sich im Rahmen der Volksbefragung für ein Berufsheer ausgesprochen. Er sieht die Zukunft des Bundesheeres vor allem im europäischen Verbund.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.3.2013
Heeresexperte Gerald Karner im Gespräch mit
Was ist Landesverteidung heute?
Bessere Umgangsformen und bessere Sportmöglichkeiten würden den Präsenzdienst sicher attraktiver machen, sagt Gerald Karner, als Heeresreform reiche das aber nicht. Es seien keine tiefgreifenden Reformen möglich, wenn das Budget - so wie es derzeit scheint – nicht erhöht werde.
Dass der Grundwehrdienst all das leisten könne, was sich die Regierungsparteien offenbar vorstellen, also Landesverteidigung, Katastrophenschutz, Einsatz bei Großveranstaltungen, sei unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht schaffbar, so Karner. Zunächst müsse überhaupt die Frage geklärt werden, was Landesverteidigung heute ist und darauf hätten Politik und Regierung noch keine wirkliche Antwort gegeben, kritisiert der Ex-Brigadier.
Solidarisch an EU-Einsätzen beteiligen
Das Grundproblem des Bundesheeres ist laut Karner, dass die Politik seine Aufgaben bisher nicht genau definiert habe. Es gebe keine tragfähigen Strukturen, speziell etwa für Auslandseinsätze, und keine Vorstellung, was das Bundesheer im Inland unter den neuen sicherheitspolitischen und strategischen Rahmenbedingungen eigentlich leisten soll.
Das Bundesheer sei heute nach wie vor die bewaffnete Macht der Republik, ein Teil der Selbstäußerung nach außen und dieses Außen sei heute die EU. In Wirklichkeit gehe es daher darum, sagt Karner, sich innerhalb der EU als Vollmitglied mitverantwortlich und solidarisch an Einsätzen zu beteiligen, die im Interesse ganz Europas sind, aktuell etwa Mali. Die Kernaufgabe des Bundesheeres ist für Karner, dafür zu sorgen, dass Krisen oder Konsequenzen aus Krisen aus (gescheiterten) Staaten nicht nach Europa überschwappen.