Burgtheater: Gedenken an den 11. März 1938

Genau heute vor 75 Jahren überschritten 117.000 Mann der deutschen Wehrmacht die Grenze Österreichs. Einen Tag zuvor war Bundeskanzler Schuschnigg zurückgetreten und hatte damit den sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich besiegelt. Am Wiener Burgtheater wurde gestern Abend unter dem Titel "Der 11. März 1938" jener dramatischen Tage gedacht - mit Lesungen von Zeitzeugenberichten, Archivaufnahmen und Musik.

Morgenjournal, 12.3.2013

Mit dem "Anschluss" begann der Exodus des geistigen Lebens. Einige der Literaten, die damals flüchten mussten, waren am gestrigen Gedenkabend durch ihre Texte im Burgtheater vertreten: Carl Zuckmayer, Ruth Klüger, Erich Fried oder Hilde Spiel.

Von der Musik Christian Muthspiels begleitet, lasen Ensemblemitglieder des Burgtheaters aus Erinnerungen und literarischen Texten; dazu kamen Filmausschnitte aus Peter Turrinis "Alpensaga" oder einer Aufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" aus dem Jahr 1988.

In der Mitte des von Hermann Beil gestalteten Abends kam ein weiterer Zeitzeuge zu Wort: Otto Schenk, dessen Vater jüdischer Abstammung war, aber in einer sogenannten "privilegierten Mischehe" lebte. Er habe einen inneren Widerstand entwickelt, sagt Schenk; dennoch habe er auch nach dem Anschluss Künstlern wie Karajan oder Furtwängler zugejubelt, die sich mit dem NS-Regime arrangiert hatten.

Mit einem poetischen und ruhigen Abend gedachte das Burgtheater gestern jener Ereignisse, die nie vergessen werden sollten.

Textfassung: Joseph Schimmer