Sechs Millionen Jugendliche in Europa arbeitslos

Eine ganze Generation ohne Arbeit, das ist derzeit die Realität in einigen Ländern der EU. Sechs Millionen junge Europäer sind arbeitslos. Die EU-Kommission will nun mit einer Jobgarantie antworten. Jeder soll wenn schon nicht einen Arbeitsplatz, so zumindest eine Ausbildung oder ein Praktikum bekommen. Doch dieses Versprechen können eigentlich nur Unternehmen einhalten.

Morgenjournal, 13.3.2013

Nach vier Monaten Job, Ausbildung oder Praktikum

Europa droht eine verlorene Generation, warnen viele Experten, denn die Schuldenkrise hat die 15- bis 25-Jährigen besonders hart getroffen. Helmut Hofer, Arbeitsmarktexperte am Institut für höhere Studien (IHS): "Sie sind diejenigen, die erst auf der Suche nach neuen Jobs sind. Davon entstehen sehr wenige beziehungsweise sind sei auch die ersten, die gekündigt werden, weil sie relativ wenig Erfahrung am Arbeitsmarkt haben."

Eine Zauberformel für mehr Jobs gibt es freilich nicht, ein erster Ansatz ist für die EU-Politiker die sogenannte Jobgarantie, die die EU-Arbeitsminister Ende Februar beschlossen haben. Wer länger als vier Monate arbeitslos ist, soll demnach einen Job, einen Ausbildungsplatz oder ein Praktikum bekommen.

Jobs in Forschung und Entwicklung

Wunschtraum oder realistisches Szenario? Dazu Anna Thum vom Centre for European Policy Studies, einem Forschungsinstitut in Brüssel: "Ich denke, dass in Griechenland und Spanien eine Jugendgarantie durchaus sinnvoll wäre, das Einzige ist natürlich die Machbarkeit und die Finanzierung dieser Programme."

Potenzial für neue Jobs sieht Thum etwa in Forschung und Entwicklung, aber eben nicht für alle. Das sieht auch Helmut Hofer vom IHS so: "Dass man auf einmal, in einer Wirtschaft, wo kaum Jobs entstehen, mit dieser Maßnahme die Arbeitslosigkeit völlig kuriert, ist ziemlich illusorisch. Prinzipiell ist die Maßnahme aber gut, weil es sehr schlimm ist, wenn man die Jugend sich selbst überlässt und ihnen keine Chance bietet, Arbeitserfahrung oder auch weitere Ausbildung zu bekommen."

Jobgarantie nur mit Reform des Arbeitsmarktes

Allerdings koste das Geld und auch in den EU-Töpfen seien die finanziellen Mittel nicht unbegrenzt vorhanden. Die Jobgarantie könne also nur Hand in Hand mit einer Reform des Arbeitsmarktes gehen.

Speziell in Ländern wie Spanien, Griechenland. Frankreich oder Italien gebe es derzeit zwei Gruppen, so Hofer. Die, die einen Job suchen, und die, die in ihrem Job gut abgesichert sind und de facto nicht gekündigt werden können.

Ausbildung auf Bedürfnisse der Wirtschaft abstimmen

Gerade wegen dieses strengen Arbeitnehmerschutzes würden es sich viele Unternehmer drei Mal überlegen, neue Mitarbeiter einzustellen. Gibt es mehr Aufträge, würden sie vielfach auf Schwarz- oder Leiharbeit ausweichen. Laut Arbeitsmarktexperte Hofer mangelt es an Flexibilität: "Man müsste es erleichtern, zu kündigen, nur dann werden neue Jobs entstehen."

Allerdings beißen sich die Unternehmen hier seit Jahren die Zähne an der Gewerkschaft aus. Die könne man nur ins Boot holen, wenn man im Gegenzug die Arbeitslosenunterstützung weiter ausbaut, so Expertin Thum. Viele Krisenländer müssten auch ihre Bildungssysteme reformieren, sprich die Ausbildung besser auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abstimmen.