Der jüdische Humor

Dem jüdischen Humor von seinen Wurzeln in Osteuropa über Wien und Berlin in der Zwischenkriegszeit bis zu Ephraim Kishon in Israel sowie Billy Wilder, Mel Brooks oder Woody Allen in Hollywood ist unter dem Titel "Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor" ab 20. März eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien gewidmet.

  • Karikatur auf Ernst Lubitsch

    Karikatur auf Ernst Lubitsch

    (c) Filmarchiv Austria

  • George Tabori, Ignaz Kirchner, Gert Voss

    George Tabori, Ignaz Kirchner, Gert Voss

    (c) Burgtheater

  • Comedian Harmonists, Cover Programmheft Scala 1937

    Comedian Harmonists, Cover Programmheft Scala 1937

    (c) Deutsches Kabarettarchiv, LN/C/1,2

  • Clown-Zeichnung von Walter Trier – Cover-Entwurf fü r die Zeitschrift „Uhu“

    Clown-Zeichnung von Walter Trier – Cover-Entwurf für die Zeitschrift „Uhu“

    (c) Deutsches Kabarettarchiv, LK/Zz/1,10

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Kulturjournal, 18.03.2013

An der Wende zum 20. Jahrhundert emigrierten Zehntausende Jüdinnen und Juden aus Ost- nach Mitteleuropa, um hier den sozialen Aufstieg zu schaffen. Vor dem Ersten Weltkrieg, aber vor allem in der Zwischenkriegszeit wurden Wien und Berlin damit zu Zentren der jüdisch geprägten Unterhaltungskultur.

Kabaretts und Revuen, Operetten, Film und Literatur wurden in dieser Zeit von jüdischen Autoren dominiert, unter ihnen Fritz Grünbaum, Karl Farkas und Jura Soyfer. Ausgehend von dieser Hochblüte bietet die Schau im Jüdischen Museum einen Kaleidoskop-artigen Blick auf die jüngere Geschichte des jüdischen Humors, die durch das NS-Regime freilich jäh unterbrochen wurde. Doch selbst in der Shoah habe diese Kultur weitergelebt, sagt Alfred Stalzer, Co-Kurator der Ausstellung.

Rückkehr nach Wien

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten wichtige Vertreter der Unterhaltungskultur nach Wien zurück: Karl Farkas, Hugo Wiener und Hermann Leopoldi ebenso wie die Künstler der jüngeren Generation, Gerhard Bronner und Georg Kreisler. Anders als in Deutschland konnte in Wien das jüdische Kabarett an die Entwicklungen vor dem Krieg anknüpfen - auch wenn es weit weniger politisch gewesen sei als zu Zeiten etwa eines Jura Soyfer, sagt Stalzer.

Mit Veranstaltungsplakaten, Original-Handschriften, Bildmaterial und etlichen Filmausschnitten dokumentiert die Ausstellung die Entwicklung des jüdischen Humors im 20. Jahrhunderts. Dabei schweift der Blick freilich auch in die USA: Hollywood-Größen wie Billy Wilder, Mel Brooks und Woody Allen, aber auch Sacha Baron Cohen, einer der erfolgreichsten Komiker dieser Tage, sind in der Schau vertreten.

Ein eigenes Kapitel widmet sich schließlich Ephraim Kishon, dem wohl wichtigsten Satiriker Israels. Der Sohn des 2005 verstorbenen Autors und Filmemachers, Rafi Kishon, ist zur Ausstellungseröffnung nach Wien angereist. Sein Vater habe auch im privaten Leben alles humoristisch gesehen, erinnert sich Kishon; doch das heiße nicht, dass er stets lustig gewesen sei.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm: So ist jeden Sonntag um 14 Uhr im Jüdischen Museum ein Film zu sehen.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Jüdischen Museum Wien ermäßigten Eintritt.

JMW

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