Trend und Gegentrend
New Age und Cocooning, Mondkalender oder Ich-AG - soziale Trends und gesellschaftliche Moden sind in den letzten zwei Jahrzehnten mit schöner Regelmäßigkeit gekommen und wieder gegangen. Und "Leporello" hatte stets ein kritisches Auge darauf.
27. April 2017, 15:40
Mit dem deutschen Soziologen Holger Rust lernten wir 1997 einen Wesensverwandten kennen. Rust hatte gerade sein Buch "Anti-Trends" vorgelegt, in dem er auf höchst vergnügliche Art mit all den zu Trends erklärten Auswüchsen einer scheinbar gelangweilten Spaß- und Konsumgesellschaft ins Gericht geht. Besonders angetan hat es Holger Rust das damals vielzitierte Schlagwort von der "emotionalen Intelligenz".

Rauf und runter, techts und links - Trend und Gegentrend
(c) Stratenschulte, DPA
In seinem flammenden Pamphlet wider windigen Zeitgeist zieht Holger Rust genussvoll gegen perfide Trendsetter zu Felde, die sinnsuchenden Zeitgenossen vorgaukeln, woran gerade zu glauben und was dafür zu kaufen sei. Der Jagd nach Trends liegt, so Autor Rust, eine Ursehnsucht des Menschen zu Grunde, die keine Mode je befriedigen wird.
"Trends polarisieren die Gesellschaft" lautet die These von Holger Rust. Frauen werden gegen Männer ausgespielt, Esoteriker gegen Wissenschaftler, Alte gegen Junge. Am Schluss des Anti-Trend-Buches steht ein Appell des Autors: klares Denken statt Trendgemunkel und: keine Angst, denken kann auch lustvoll sein.