"Osterklang": Kammeroper bringt Britten

8. April 2017, 21:58

In den 1950er Jahren bereiste Benjamin Britten den Fernen Osten und lernte dort unter anderem das No-Theater kennen, eine traditionelle japanische Form der Oper. Den englischen Komponisten faszinierte "die einfache, ergreifende Handlung und der sparsame Stil", wie er schrieb.

Curlew River

Britten hat diese Eindrücke vor allem in seiner Kirchenparabel "Curlew River" verarbeitet. Eine Mutter ist auf der Suche nach ihrem verschwundenen Sohn wahnsinnig geworden; schließlich findet sie mit Hilfe eines Fährmanns das Grab des Kindes und ist geheilt.

"Curlew River" ist eine fast wörtliche Übersetzung eines japanischen No-Stücks; Britten hat die Handlung mit Elementen aus der christlichen Liturgie ergänzt und sie so mit seinem eigenen Glauben in Einklang gebracht, sagt Regisseur Carlos Wagner, der die beiden Kirchenparabeln in der Kammeroper inszeniert.

The Prodigal Son

Auch die zweite Kirchenparabel "The Prodigal Son" erzählt vom Verlust eines Kindes: Britten dramatisierte hier das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn, der am Ende bekanntlich in die offenen Arme des Vaters zurückkehrt. Nicht nur vom Inhalt her, auch stilistisch hängen Brittens Kirchenparabeln eng zusammen, erklärt Carlos Wagner.

Auch musikalisch vom Fernen Osten inspiriert

Auch musikalisch ließ sich Benjamin Britten vom Fernen Osten inspirieren: Mit sparsamer Instrumentalbesetzung und formaler Strenge hat er seine Kirchenparabeln komponiert, um den rituellen Charakter der Stücke zu betonen.

Und bei näherem Hinsehen ließen sich noch einige weitere musikalische Raffinessen entdecken, sagt Walter Kobéra. Der Intendant der Neuen Oper Wien steht bei den Aufführungen in der Kammeroper am Dirigentenpult.

"Curlew River" und "The Prodigal Son", Benjamin Brittens Kirchenparabeln mit erlösender Botschaft, sind im Rahmen des Osterklang-Festvials bis 4. April zu erleben.

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