Skepsis gegenüber EZB-Vermögensstudie

Wie vermögend sind die Europäer? Auf diese Frage versucht eine europaweite Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Antwort zu geben. Mit teils überraschenden Ergebnissen: So hat laut Studie ein durchschnittlicher spanischer Haushalt mehr Vermögen als ein österreichischer oder deutscher. Die Zahlen seien allerdings mit Vorsicht zu genießen, sagen Wirtschaftsforscher.

Mittagsjournal, 10.4.2013

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EZB-Studie
EZB

Grober Vermögensüberblick

Die EZB-Studie gibt interessante Einblicke, sagen die Wirtschaftsforscher. Erstmals gibt es einen groben Überblick, wie Vermögen in den europäischen Haushalten verteilt sind. Bei den Details lohnt es sich aber, näher hinzusehen. So hat ein durchschnittlicher spanischer Haushalt ein Vermögen von 290.000 Euro, ein österreichischer nur 265.000 Euro. Sind die Österreicher also ärmer als die krisengeschüttelten Spanier? Nicht unbedingt.

Unterschiede in Wohnverhältnissen

Der Unterschied ergibt sich unter anderem aus den unterschiedlichen Traditionen beim Thema Wohnen. In Spanien ist es üblich, ein Haus oder eine Wohnung zu besitzen, in Österreich wohnen deutlich mehr Menschen in Mietwohnungen. Dazu kommt, dass die Zahlen zum Höhepunkt der spanischen Immobilienblase erhoben wurden, sagt Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO: im Süden Europas gebe es mehr Eigenheime, in Österreich hingegen mehr Mietwohnungen.

Vermögen ungleich verteilt

Insgesamt ergibt die Studie, dass Vermögen in der EU relativ ungleich verteilt ist. Zehn Prozent der reichsten Haushalte besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens. Für Thomas Leoni ist das nicht überraschend - das habe sich schon bei anderen Studien gezeigt. Etwas überraschend ist für ihn ist das Detailergebnis für Österreich. Denn laut Studie ist auch in Österreich das Vermögen im Vergleich zu vielen anderen EU-Ländern besonders ungleich verteilt.

Wohlstand schwer erhebbar

So oder so ist die Verteilung des Vermögens aber nur ein Teil der Wahrheit, sagt der Leiter des Instituts für Höhere Studien, Christian Keuschnigg. Eine Aussage über den Wohlstand in einem Land lasse sich mit diesen Daten allein nicht treffen. Hier werde das Netto-, Finanz- und Sachvermögen erhoben. Das sei aber nur ein Teil, der den Wohlstand sichere. Ein weiterer Teil seien etwa Ansprüche gegenüber dem Sozialstaat. Das Sparen gegenüber der Pensionsversicherung ersetze auch privates Sparen.

Dem stimmt auch Wirtschaftsforscher Thomas Leoni zu. Die EZB-Studie lasse keinen eindeutigen Schluss über den Wohlstand und die Wohlfahrt in den einzelnen Ländern zu.