Armut: Mindestsicherung hilft

Die Zahl der armutsgefährdeten Österreicherinnen und Österreicher ist in den letzten Jahren stabil geblieben. Das geht aus dem aktuellen Bericht über Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung hervor, den das Sozialministerium heute veröffentlicht hat. Die neue Mindestsicherung hat in gewissen Bereichen für eine Verbesserung gesorgt, vor allem bei jenen, die sich Grundbedürfnisse wie medizinische Versorgung zuvor nicht leisten konnten.

Mittagsjournal, 12.4.2013

Lebensstandard verbessert

1,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind laut Bericht von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet entweder, dass sie sehr wenig verdienen, konkret höchstens 60 Prozent des Medianeinkommens ("Median" heißt: Die Hälfte der Bevölkerung verdient mehr). Oder sie können sich einfache materielle Grundbedürfnisse nicht leisten: eine warme Wohnung, regelmäßig Fleisch oder Fisch, eine Urlaubsreise, einen Arztbesuch. Oder sie leben in einem Haushalt, in dem niemand einer Erwerbsarbeit nachgeht - wobei Pensionistenhaushalte hier nicht dazugerechnet werden.

Hans Steiner von der sozialpolitischen Abteilung des Sozialministeriums erklärt, dass die Zahl der armutsgefährdeten Personen in den letzten Jahren konstant geblieben ist - "obwohl sich der Armutsschwellenwert erhöht hat." Damit habe sich generell der Lebensstandard der Armutsgefährdeten erhöht.

Mindestsicherung hilft

Die Ergebnisse beruhen auf einer europaweiten Studie, die die Einkommens- und Lebensbedingungen untersucht. Stark gesunken ist demnach in Österreich die Zahl jener, die sich einfache materielle Grundbedürfnisse nicht leisten können. Die genaue Definition dieser "materiellen Deprivation" ist europaweit unterschiedlich. In Österreich zählt dazu auch mangelnder Zugang zu medizinischer Versorgung. Den Rückgang an Personen in diesem Bereich führt Steiner auf die Mindestsicherung zurück, wodurch mittels E-Card alle in die Krankenversicherung einbezogen seien.

Arbeit als Mittel gegen Armut

Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ist der wichtigste Punkt beim Bekämpfen von Armut und Ausgrenzung die Erwerbsarbeit. Daher dürfe sich Österreich auf seinen niedrigen Arbeitslosenraten nicht ausruhen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sieht den Bericht als Beleg für ihre Forderung nach mehr Vollzeit-Arbeitsplätzen für Frauen. Sie hebt hervor, dass Alleinerziehende mit Job ein Armutsrisiko von 18 Prozent hätten, während das Armutsrisiko bei Alleinerziehenden ohne Job 57 Prozent betrage. Die Frauenministerin fordert unter anderem einen Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder, um mehr Frauen das Arbeiten in Vollzeit zu ermöglichen.