Niederlande: TV-Interview des neues Königspaares

Dem Niederländische Königshaus steht ein Modernitätsschub bevor: Prinz Willem-Alexander, der in zwei Wochen zum König gekrönt wird, kündigt einen neuen Stil der Amtsführung an und die Bereitschaft, politische Macht abzugeben. Diese Ankündigung hat er in einem ebenso ungewöhnlichen Rahmen getätigt: Der zukünftige König hat gemeinsam mit seiner Frau ein fast einstündiges Interview im niederländischen Fernsehen gegeben.

Morgenjournal, 18.4.2013

Kein Protokoll-Fetischist

Königlich prunkvoll ist nur das Setting des Interviews zwischen Brokat, vergoldeten Holzvertäfelungen und dem mächtigen Luster - das royale Paar selbst hingegen gibt sich nahbar und entspannt. Prinz Willem-Alexander und seine Frau Prinzessin Maxima stellen sich fast eine Stunde lang den Fragen der beiden niederländischen Fernsehjournalisten - der angehende König erklärt sich und sein Amtsverständnis via TV und Internet: Ich will ein König sein, der in erster Linie die Tradition fortsetzt, der für Kontinuität und Stabilität steht. Aber ich will auch ein König sein, der im 21. Jahrhundert die Gesellschaft verbindet.

Der Wunsch nach Volksnähe - ein angekündigter Stilbruch zur bisherigen Amtsführung seiner Mutter Königin Beatrix die stets Abstand gewahrt und ein strenges Regime geführt hatte. Anstatt als strenger Herrscher aber gibt sich Willem-Alexander humorvoll, etwa auf die Frage, warum er sich als König nicht Willem IV nennen wird: Erstens darum, weil mein Name Willem-Alexander ist. Ich heiße schon mein ganzes Leben, 46 Jahre lang, Willem-Alexander. Ich würde es seltsam finden, wenn ich den Namen jetzt ablegen müsste, nur weil ich König werde. Und außerdem - ich bin ja keine Nummer. Willem der 4. Er sei kein Protokoll-Fetischist, so der angehende König.

Mit sich reden lasse er auch in politischen Grundfragen. Gemäß niederländischer Verfassung ist das Staatsoberhaupt auch Mitglied der Regierung, Willem-Alexander zeigt sich gesprächsbereit, sich auf eine rein zeremonielle Rolle zu beschränken: Solange dabei die demokratischen Prozesse eingehalten und die Regeln der Verfassung befolgt werden, akzeptiere ich alles. Damit habe ich kein Problem.

Problem: Schwiegervater

Der Thronfolger und seine Frau müssen sich im Interview auch Fragen über von Skandale der Vergangenheit stellen. Willem-Alexander wird mit dem Kauf seiner Ferienvilla in Mosambik mitten während der Finanzkrise konfrontiert, die er nach massiver Kritik wieder verkaufen musste.

Prinzessin Maxima hingegen muss beteuern, dass ihr Vater - einst prominentes Mitglied der Militär-Diktatur von General Videla, bei der Krönung nicht dabei sein werde: Wir haben eine Abmachung - die Krönung ist eine Staatsangelegenheit, davon ist mein Vater ausgeschlossen. Diese Regelung ist in Ordnung.

Mit Charme, Entschlossenheit und mutigen Zielsetzungen setzt das royale Paar Akzente für die neue Oranier-Dynastie, die am 30. April, dem Königinnentag beginnt - es wird übrigens der letzte Königinnentag, denn nach 123 Jahren besteigt erstmals wieder ein König den niederländischen Thron.