S&P: Nachholbedarf bei heimischen Banken

Auch wenn es den österreichischen Großbanken im Schnitt wieder recht gut gehen mag - die Ratingagentur Standard and Poor´s sieht Nachholbedarf. Das zeigt die jüngste Einschätzung der Agentur, die sie am Vormittag in Wien präsentiert hat. Das größte Risiko für die heimischen Großinstitute ist und bleibt dabei das Geschäft, das sie in Ost- und Südosteuropa machen.

Abendjournal, 18.04.2012

Risikomanagement der Banken entscheidend

Die Region außerhalb Österreichs wird für Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen International noch länger unsicheres Terrain sein. Die Krise hat zum Teil massive Spuren hinterlassen und hinzu kommen - wie in Ungarn - politische Risiken, sagt Markus Schmaus Analyst von Standard and Poor´s in Frankfurt. Primär geht es bei der Bewertung der Geldinstitute aber um andere Faktoren: "Wir sprechen natürlich über die klassischen Risiken wie Kreditrisiko und Marktrisiko, durch Wechselkursschwankungen bei Fremdwährungskrediten, oder durch Kreditausfälle aufgrund schlechterer ökonomischer Erwartungen. Das kann sich ganz unterschiedlich auf die Banken auswirken, je nachdem wie das Risikomanagement aufgestellt ist."

Gefahr einer Immobilienblase

Die Großbanken haben etwa die Hälfte ihrer Kredite in Ost- und Südosteuropa laufen. Aber auch hierzulande sieht Standard and Poor´s Risiken. Neben der hohen Zahl an Fremdwährungskrediten nennt die Agentur die steigenden Immobilienpreise, etwa in Wien. Das könnte zu einer Blase führen: Sollte sie platzen, sind Kreditausfälle die Folge. Auch deswegen sollten die Banken mehr Eigenkapital aufbauen. Die aktuelle Kapitalausstattung beschreibt die Ratingagentur als moderat. In Summe attestiert Standard and Poor´s den Banken weiterhin vergleichsweise gute Note in der höchsten, der A Kategorie, setzt den Ausblick jedoch auf negativ. Denn die Erträge dürften sinken, die Kreditvorsorge wahrscheinlich steigen und das macht es schwerer Gewinne und in der Folge Kapital zu generieren.