Ein Porträt des Schriftstellers

Staatspreis an John Banville

Der irische Schriftsteller John Banville hat den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur bekommen. Für seine Werke hat der 67-Jährige schon zahlreiche Preise bekommen, unter anderem den renommierten Booker-Preis, und er wird auch regelmäßig unter die Favoriten für den Nobelpreis für Literatur gehandelt.

John Banville

(c) Lizon, EPA

John Banville hat sich zuerst als Literaturkritiker einen Namen gemacht. und, nach einem USA-Aufenthalt zwischen 1968 und 69 den Literaturteil der "Irish Times" geleitet. Seit dem zarten Alter von 15 hat er Kurzgeschichten geschrieben. In der Folge dann Romane - inzwischen sind es 17 -, von denen zahlreiche mit renommierten Preisen überschüttet wurden, unter anderem den Booker-Preis, den Franz-Kafka-Preis oder heuer den Preis des irischen PEN-Clubs.

John Banville reiht sich selbst irgendwo zwischen seinen illustren irischen Schriftstellerkollegen Samuel Beckett und James Joyce ein. Kritiker loben seinen präzisen, kühlen Stil, er wird mit Nabokov verglichen, dazu eine gute Portion schwarzen Humors. Für David Mehegan vom "Boston Globe" ist er einer der größten zeitgenössischen Stilisten der englischen Sprache. Die Wochenzeitschrift "Die Zeit" schrieb anlässlich des Erscheinens seines Romans "Unendlichkeiten": "Die Seiten sind pures Lesevergnügen. Leichtfüßiger lassen sich die großen Fragen nicht jonglieren."

"Obsession" Schreiben

Manchmal firmiert er mit dem Namen Benjamin Black, unter diesem Pseudonym schreibt er Kriminalromane. Diese Arbeit nennt er "Handwerk", während er die Romane John Banvilles "Kunst" nennt. "Ich glaube nicht, dass alle Menschen Bücher lesen müssen", meint John Banville. "Die große Mehrheit der Menschen kommt ohne jede Kunst aus. Sie finden die Schönheit woanders: in der Natur, in der Familie, im Sport etc. Ich glaube, dass Kunst ein Sport für Minderheiten ist, für jene Menschen, für die sie wichtig ist, ist sie sehr wichtig. Und es ist wichtig, dass die Menschen weiter lesen, sich mit dieser eigenartigen Welt auseinandersetzen. Ich weiß aber z. B. nicht, warum ich es tue. Sicher nicht wegen des Geldes. Aber es ist ein Obsession: ich muss es einfach tun!"

Als ob das nicht genug wäre, schreibt John Banville auch Theaterstücke und Drehbücher. Das Resultat fasziniert ihn: "Es ist immer spannend, wenn menschliche Wesen aus Wörtern, die man geschrieben hat, herausspringen. Wörter, die ich allein in meinem kleinen Zimmer geschrieben habe, an einem grauen Dienstagnachmittag. Und dann sprechen Menschen diese Sätze - das ist wundervoll!"

Distanz zu frühen Werken

Von seinen frühen Werken distanziert sich John Banville, etwa der Kurzgeschichtensammlung, die 1970 unter dem Titel "Lang Lankin" veröffentlicht wurde: Sie seien u. a. peinlich und absurd prätentiös.

Der 67-jährige Banville ist jedenfalls voll Lebenslust, wie er einmal in einem Interview gesagt hat: "Je älter ich werde, umso weniger Angst habe ich vor dem Tod. Ich habe jetzt eigentlich überhaupt keine Angst vor dem Tod. Aber ich möchte die Welt nicht verlassen. Es ist wie wenn ich auf einer außergewöhnlich tollen Party wäre. Ich will nicht gehen. Ich weiß, dass ich werde gehen müssen. Ich will aber nicht. Es ist einfach so gut, so schön, so außerordentlich schön, hier zu sein."

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Benjamin Black