Punkt eins
Was bringt das "Mietenpaket"?
Inflationsbremse und längere Verträge: Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Gäste: Michael Klien, Ökonom für den Bereich Bauwirtschaft und Wohnbau, WIFO, & Thomas Ritt, Ökonom, Leiter der Abteilung Kommunalpolitik und Wohnen, Arbeiterkammer Wien. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
15. Dezember 2025, 13:00
Das bereits länger angekündigte "Mietenpaket" wurde jetzt im Nationalrat beschlossen, mit 1. Jänner 2026 treten folglich einige Änderungen im Mietrecht in Kraft. Dazu zählt eine Neuregelung der Mindestbefristungsdauer von Mietverträgen. Die wird von drei auf fünf Jahre angehoben (mit Ausnahme von Wohnungen, die nicht im Mietrechtsgesetz erfasst sind, wie Dienst- oder Freizeitwohnungen bzw. Vermieterinnen und Vermietern, die keine Unternehmer sind).
Beschlossen wurde auch eine Mietpreisbremse: Die Mieten in Altbau- und Gemeindewohnungen dürfen im kommenden Jahr nur um ein Prozent steigen, 2027 dann nur um zwei Prozent. Für andere Wohnungen, also Nachkriegsbauten oder ausgebaute Dachböden, wurden die Inflationsanpassungen der Mieten neu geregelt. Ab einer Inflation von mehr als drei Prozent wird die abgefedert. Jeder Prozentpunkt an Inflation über dieser Grenze darf nur zur Hälfte an Mieterinnen und Mieter weitergegeben werden.
Ein Grund für die Gesetzesänderung ist der starke Anstieg bei Mietkosten in den vergangenen Jahren. Das private Berater Netzwerk Kreutzer Fischer & Partner hat für Österreich einen Anstieg bei Wohnungsmieten von 19 Prozent in den vergangenen 40 Monaten erhoben, während die Mieten in Deutschland nur um 6,2 Prozent und in der Schweiz um 7,4 Prozent gestiegen sind. Nachdem Mieten in Österreich meist an die Inflation gekoppelt sind, die 2022 bei 8,6 Prozent und 2023 bei 7,8 Prozent lag, kam es hierzulande zu erheblichen Mietkostenerhöhungen.
Kritiker der Gesetzesänderung befürchten negative Folgen für den Wohnungsmarkt. Die Möglichkeit, Mieten an die Inflation anpassen zu können, sei für die Vermieter länger bzw. unbefristet vermietet Wohnungen wichtig. Werden Mieten eingefroren könnte das Vermietung unattraktiver machen und damit Leerstand und Wohnungsmangel erhöhen, so die Befürchtung.
In Städten wie Wien übersteigt die Wohnungsnachfrage das Angebot bereits seit einigen Jahren. Derzeit wird von einem zusätzlichen Wohnungsbedarf von mehr als 11.000 Mietwohnungen pro Jahr ausgegangen. Eine Wohnung zu kaufen statt zu mieten kommt nur für wenige Wohnungssuchende in Frage. Berechnungen der Arbeiterkammer Wien zeigen, dass kreditfinanziertes Eigentum die mit Abstand teuerste Wohnform ist.
Wie wird sich das "Mietenpaket" der Bundesregierung also auf den Wohnungsmarkt auswirken? Unter welchen Rahmenbedingungen ist "Wohnen" leistbar? Und wie kann das Wohnungsangebot an die Nachfrage angepasst werden?
Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit den Ökonomen Michael Klien vom WIFO und Thomas Ritt von der Arbeiterkammer Wien. Und mit Ihnen: Rufen Sie uns an, live während der Sendung unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) und schreiben Sie uns ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
