Westbahn weist Schuldengerüchte zurück

Der private ÖBB-Mitbewerber Westbahn hat vor kurzem eine dritte Kapitalerhöhung um 20 Millionen Euro durchgeführt. In der Bahnbranche mehren sich deshalb die Gerüchte, dass die Westbahn hoch verschuldet ist und nicht einmal genug verdient, um Kapital- und Investitionskosten decken zu können. Das Westbahn-Management weist diese Gerüchte zurück.

Mittagsjournal, 24.4.2013

Langfristiges Projekt

Das Projekt-Westbahn, ins Leben gerufen vom früheren ÖBB-Personenverkehrsvorstand Stefan Wehinger, hat 130 Millionen Euro gekostet. Wehinger, der die Westbahn mittlerweile verlassen hat, wollte bereits im ersten Betriebsjahr einen operativen Gewinn schreiben - dieses Ziel wurde nicht erreicht. 2011 hat das Unternehmen einen Verlust von 14 Millionen Euro gemacht. Anfang 2012 wurde bekannt gegeben, die Umsatzentwicklung liege um 20 Prozent unter Plan. Wehingers ursprünglicher Geschäftsplan sei zu optimistisch gewesen, sagt Clemens Schneider, Chef der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding. Eisenbahn sei ein komplexes Geschäft, der Markt sei von den ÖBB dominiert, da dauere es, bis ein privater Mitbewerber Fuß fassen könne. Bahn sei ein noch langfristigerer Bereich als Immobilien hinsichtlich der Dauer, bis sich die Investition rentiert.

"Voll auf Schiene"

Die Westbahn sei auf einem guten Weg, das Angebot werde von immer mehr Passagieren angenommen und die Auslastung steige - heuer werde man erstmals eine schwarze Null schreiben, so Schneider. Aktuelle Ergebnis- und Passagierzahlen veröffentlicht die Westbahn aber nicht, aus Gründen des Wettbewerbs mit den ÖBB, wie es heißt. Gerüchte, die Westbahn habe hohe Verbindlichkeiten und verdiene nicht einmal die Kapitalkosten, weist Schneider zurück: "Unsere Kapital- und Zinskosten verdienen wir. Das erste Jahr geprägt durch eine vielleicht zu euphorische Planung, aber jetzt sind wir voll auf Schiene."

Franzosen stehen zum Projekt

Bei der jüngsten Kapitalerhöhung vergangene Woche hat der finanzstärkste Eigentümer der Westbahn, die französische Staatsbahn SNCF, ihren Anteil von 35 auf 28 Prozent reduziert. Ein Zeichen dafür, dass die SNCF mittlerweile den Glauben an das Projekt Westbahn verloren hat? Nein, sagt Schneider - die Anteilsverminderung der SNCF habe lediglich bilanztechnische Gründe gehabt. "Sie sind voll hinter dem Projekt und stehen dazu."

Während die SNCF ihren Anteil reduziert hat, hat ein anderer Westbahn-Investor, Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, seinen Anteil am Unternehmen aufgestockt, von 35 auf 46,9 Prozent. Haselsteiner war aber für keine Stellungnahme erreichbar. Dass weitere Kapitalerhöhungen notwendig sind, glaubt Westbahn-Holding-Chef Schneider nicht, und es bestehe auch keine Insolvenzgefahr für das Unternehmen.