"Westbahn" gegen ÖBB "Im Klartext"
Die Zukunft der Bahn
Das Ende des Bahnmonopols war Thema der monatlichen Ö1 Diskussionssendung "Im Klartext". ÖBB-Chef Christian Kern und Hans-Peter Haselsteiner, Miteigentümer des neuen ÖBB-Konkurrenten, Westbahn, haben ein schillerndes Bild von der Zukunft des Bahnfahrens gezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.09.2011
Anselm Peer
Neue Angebote
Gratis-WLAN, Raucherabteil, in jedem Waggon ein Schaffner - Hans-Peter Haselsteiner, Miteigentümer der Westbahn, will neue Maßstäbe setzen: "Vorerst bieten wir, glaube ich noch, ein bisschen mehr. Aber ich felsenfest überzeugt, dass die ÖBB nachrüsten wird und die Wettbewerbsvorteile erkennt und sich entsprechend verhält."
Wettbewerb spornt an
Die "Westbahn" habe schon ihre Stärken, die hätten die ÖBB aber auch, entgegnet ÖBB-Chef Christian Kern: Sie seien schneller, besser vernetzt, und das Angebot sei differenzierter. Ob Großraumwagen oder Abteil, 1. Klasse für Geschäftsleute, 2. Klasse für Studenten - allen Bedürfnissen werde nachgekommen. WLAN soll es bald auch in ÖBB-Zügen geben, sagt Kern. "Es gibt eine Reihe von Innovationen, die wir mit großem Nachdruck betreiben." Kern gibt zu: "Wenn es einen Ansporn durch einen Konkurrenten gibt, verbessern sich Unternehmen." Deshalb sei die Liberalisierung des Bahnmarktes keine unsinnige Idee: "Im Gegenteil, die Kunden werden profitieren, das Bahnfahren generell wird profitieren." Und wenn der Ausbau entlang der Strecke Wien-Salzburg beendet ist, wird sich die Fahrtzeit verkürzen, verspricht Haselsteiner, auf 2:30 Stunden oder weniger.
Schwarze Zahlen bis 2013
Achten will Kern auf die Wirtschaftlichkeit der ÖBB, denn sonst "muss der Steuerzahler einspringen und eine Rekapitalisierung sicherstellen". Unrentable Nebenbahnen sollten andere Betreiben oder durch andere Verkehrsmittel ersetzt werden. 700 Kilometer unrentable Nebenstrecken sollen an die Länder abgegeben werden, bis 2013 sollen die Bundesbahnen keine roten Zahlen mehr schreiben.
"Kuchen wächst"
Die "Westbahn" soll in spätestens vier Jahren Gewinn abwerfen und Hans Peter Haselsteiner kann sich vorstellen, mit der "Westbahn" in Zukunft auch andere Strecken in Österreich zu befahren. "Jetzt wollen wir aber mal zeigen, dass wir es auf der Westbahn können". Dem Wettbewerb sehen Haselsteiner und Kern gelassen entgegen. Kern erwartet auf der Westbahnstrecke 67 Prozent mehr Fahrgäste bis zum Jahr 2025 - "der Kuchen sollte also groß genug für beide sein".