Viele Schwachstellen geortet

Harsche Kritik an neuen ÖBB-Plänen

Mehr Bahnkunden, mehr Güter von der Straße auf die Schiene und weniger unrentable Bahnstrecken: das sind die Ziele der ÖBB bis zum Jahr 2025. Gut 30 Milliarden Euro sollen dafür ausgegeben werden, das haben SPÖ-Infrastrukturministerin Bures und ÖBB-Chef Kern angekündigt. Für Verkehrs-Experten sind die Ankündigungen nicht neu - und sie halten sie auch für wenig realistisch.

Mittagsjournal, 20.09.2011

Grüne: Alter Plan

Die Verpackung ist neu, der Inhalt nicht: so sieht die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser, die ÖBB-Strategie bis zum Jahr 2025: es gehe zurück auf den Generalverkehrsplan von FPÖ-Verkehrsministerin Forstinger, der eine Auflistung der Bundesländerwünsche war, jenseits dessen was die ÖBB wollten und was wirtschaftlich sei, so Moser.

Hauptfokus West- und Südbahn

Der Plan der damaligen FPÖ-Verkehrsministerin Monika Forstinger aus dem Jahr 2002 sah vor allem den Ausbau der West- und Südbahn vor. Auch jetzt setzen ÖBB und Ministerium auf attraktive Verbindungen auf diesen Hauptverkehrsachsen. Damit soll in Zukunft 40 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene unterwegs sein.

Verkehrssprecherin Moser hält das für unrealistisch, solange es keine LKW-Maut auf allen Straßen gibt, denn da sei die Bahn immer im Nachteil.

Wifo gegen mehr Lkw-Maut

Höhere Straßenmauten seien im europäischen Rahmen kaum mehr möglich, meint der Verkehrsexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts, Stefan Schönfelder. Sinnvoller wäre es, Transport-Ketten von Tür zu Tür, von Unternehmen zu Unternehmen anzubieten, sagt der Wifo-Verkehrsexperte, und vermisst dazu bei ÖBB und Regierung ein Gesamtkonzept. Das wäre auch für den Personenverkehr wichtig, sagt Schönfelder: in den Ballungszentren müssten Reisende schnell zu S-Bahn-Anschlüssen kommen können, um die Tür-zu-Tür-Zeiten verkürzen zu können.

Kein weiteres Nebenbahnen-Sterben

Die ÖBB haben auch angekündigt, künftig 700 Kilometer wenig rentable Bahnstrecken an die Bundesländer übergeben zu wollen. Grundsätzlich keine schlechte Idee, meint Wifo-Experte Schönfelder, aber es dürfe nicht so sein wie in Niederösterreich, wo ein Großteil der Nebenbahnen eingestellt wurde.

Neue Strecken ohne Geld?

400 Kilometer Bahnstrecke sollen neu und ausgebaut werden. 70 Prozent der Kosten dafür zahlt der Bund, den Rest müssen die ÖBB aufbringen. Gabriela Moser bezweifelt das allerdings: wie könne man wie im Fall der ÖBB mit roten Zahlen noch 30 Prozent der Summe abdecken, das sei Hokuspokus, urteilt die Verkehrssprecherin der Grünen.

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