Putin schwächelt bei Fernseh-Fragestunde

Der russische Präsident Wladimir Putin zog heute Bilanz über das erste Jahr seiner dritten Amtszeit. In einer fast fünfstündigen Live-Sendung im Fernsehen stellte er sich den Fragen der Zuschauer. Putin wirkte dabei aber alles andere als überzeugend.

Abendjournal, 25.4.2013

Aus Moskau berichtet ORF-Korrespondent

Bisher immer Demonstration von Putins Stärke

Direkt verbunden mit Wladimir Putin - die Livesendung ist ein Fixpunkt des politischen Jahres in Russland, zum elften Mal findet sie statt und war bisher immer eine Demonstration der Stärke des Präsidenten. Doch heuer wollte die Inszenierung nicht so recht gelingen.

Gleich die zweite Frage des ehemaligen Wirtschaftsministers German Gref gibt den Ton vor: "Halbe Maßnahmen und halbe Reformen reichen nicht mehr. Es gibt keinen Plan, wie wir die Wirtschaft aus der Abhängigkeit vom Erdöl befreien können." So geht es weiter: Die Betriebskosten für Wohnungen sind zu hoch, die Gehälter zu niedrig, das Benzin zu teuer und so weiter.

Zuseher: "Die Regierung sind Sie!"

Putin gab den Fragern meist Recht, schuld an allem sei allerdings die Regierung. Mit der sei er trotzdem im Großen und Ganzen zufrieden, sagt Putin. Er versuche die Einkommen der Menschen zu erhöhen, trotz Wirtschaftskrise, dieses Statement wiederholt Putin immer und immer wieder.

Die Minister müssten härter arbeiten, die regionalen Gouverneure sich mehr anstrengen, doch dann reicht es einem der Zuseher: "Die Regierung sind doch Sie, nicht die Minister. Alles hängt von Putin ab!"

Nichts Neues gesagt

Konkretes gibt es wenig, auch fast keine Polemik. Nicht einmal dort, wo er leicht punkten könnte, ist Putin stark, etwa bei einer Frage nach den Anschlägen in Boston: Man müsse im Kampf gegen den Terrorismus einfach besser zusammenarbeiten, meint Putin.

Nach viereinhalb Stunden endet die Fragestunde und es bleibt das Gefühl, dass ein überraschend schwacher Präsident trotz der Länge der Sendung nichts Neues gesagt hat.