Boston-Marathon zufälliges Anschlagsziel
Nach dem Anschlag auf den Boston Marathon machen sich die Ermittler langsam ein Bild von den Plänen der beiden Attentäter Dschochar und Tamerlan Zarnajev. Wichtigste Grundlage sind die Aussagen von Dschochar Tsarnaev, dem jüngeren der beiden Brüder, den die Polizei lebend erwischt hat. Demnach war der Marathon am 15. April war gar nicht das erste Ziel, das hat sich angeblich eher zufällig ergeben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.5.2013
Bomben zu früh fertig?
Eigentlich wollten die Brüder Zarnajev am 4. Juli zuschlagen, dem Unabhängigkeitstag, der in den USA als Nationalfeiertag begangen wird. Ziel hätte die große Feier am Charles River in Boston sein sollen, an der jedes Jahr bis zu einer halben Million Menschen teilnehmen. Geplant waren Selbstmordanschläge - vermutlich mit jenen Kochtopfbomben, die dann in der Nähe der Ziellinie des Boston-Marathons am 15. April eingesetzt wurden. Dass der Boston-Marathon von den Brüdern Zarnajev ausgesucht wurde, hat einen technischen Grund: Die Kochtopf-Bomben wurden schneller fertig, als es die Attentäter geplant hatten. Gebaut wurden sie angeblich in der Wohnung von Tamerlan Zarnajev , der bei der Verfolgungsjagd vier Tage nach dem Attentat ums Leben kam. Ob und wie viel seine Frau von den Attentatsplänen wusste, ist unklar. Über ihren Anwalt lässt sie stets ausrichten, sie habe keine Kenntnisse gehabt.
Zweifel an Aussagen
Die neuen Informationen über die ursprünglichen Attentatspläne gehen auf ein 16-Stunden-Verhör des überlebenden Dschochar Zarnajev durch FBI-Mitarbeiter zurück. FBI-Beamte haben - unter der Bedingung dass sie anonym bleiben -amerikanischen Medien die Einzelheiten erzählt. Dabei ließen sie durchblicken, dass nicht alles, was ihnen Dschochar Zarnajev erzählt hat, auch stimmen muss. Zweifel bestehen etwa daran, dass die Brüder die Bomben schneller als geplant bauen konnten. Dschochar Zarnajev soll auch gesagt haben, dass er und sein Bruder durch den radikalen amerikanischen Prediger Anwar al-Awlaki beeinflusst wurden, der bei einem amerikanischen Drohnenangriff im Jemen ums Leben kam. Direkten Kontakt hatten sie mit dem Prediger angeblich nicht. Seit er einen Anwalt an seiner Seite hat, schweigt Dschochar Zarnajev übrigens gegenüber dem FBI.