Klug: Mahnwache auf dem Heldenplatz
Am 8. Mai 1945 hat Hitler-Deutschland kapituliert. Jahrelang haben an diesem Jahrestag auf dem Wiener Heldenplatz Burschenschafter ihr umstrittenes Totengedenken abgehalten - früher auch unter Patronanz ranghoher FPÖ-Politiker. Jetzt ist überhaupt Schluss damit: Für morgen hat Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) eine Mahnwache des Bundesheeres auf dem Heldenplatz angeordnet - als Dauereinrichtung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 7.5.2013
Wache für Opfer des Faschismus
Krypta und Weiheraum im äußeren Burgtor am Eingang zum Wiener Heldenplatz sind quasi eine Baustelle. Nachdem dort ein im Denkmal des toten Soldaten verstecktes NS-Pamphlet gefunden und Namen von SS-Leuten in den Totenbüchern entdeckt wurden, ließ das zuständige Bundesheer die Gedenkräume leeren. Die Neugestaltung wird bis Ende des Jahres vorbereitet. Jetzt schon setzt Verteidigungsminister Gerald Klug einen neuen Akzent in der österreichischen Gedenk-Kultur. Morgen, am Tag der Befreiung vom Nazi-Regime, wird das Bundesheer vor der Krypta erstmals eine Mahnwache stellen - eine klare politische Botschaft, so Klug: "Damit werden 2013 Soldaten des österreichischen Bundesheeres zum Gedenken an die Opfer des Faschismus wachehalten, wo in den vergangenen Jahren Burschenschafter aufmarschiert sind, um hier zu trauern. Damit bringt auch das österreichische Bundesheer als Institution der Republik Österreich, die den demokratischen Werten verpflichtet ist, klar und deutlich zum Ausdruck, wofür dieses Datum steht."
"Dauerhafte Signalwirkung"
Und dieses Gedenken an die Opfer der Nazis soll kein Einzelfall bleiben. Gerald Klug: "Ich habe diese Mahnwache als deutliches politisches Zeichen angeordnet für die Opfer des Faschismus. Und meines Erachtens spricht nichts dagegen, im Gegenteil, dass dies auch zu einer dauerhaften Signalwirkung beitragen kann."
Zusätzlich wird morgen - initiiert vom Mauthausen-Komitee und den Wiener Symphonikern - ein "Fest der Freude" auf dem Heldenplatz stattfinden - mit einem Gratiskonzert. Auch das ist für Verteidigungsminister Klug die richtige Antwort auf die Geschichtsverdrehungen mancher Gruppierungen, wie er sagt.
"Lesbarer Lernort"
Das neugestaltete Burgtor als Gedenkort der Republik soll zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Geschichte beitragen. Projektleiterin Heidemarie Uhl über das Ziel: "Es soll auch zu einem Lernort werden und gerade auch die Ambivalenzen, die Verwerfungen dieses Ortes zu zeigen, lesbar zu machen und sie nicht gewissermaßen zu übertünchen durch eine komplette Veränderung des Raumes, das ist unser wesentliches Anliegen."
An diesem Ort werden von der Regierung am 26. Oktober, dem Nationalfeiertag, und am 27. April, dem Tag der Wiedererrichtung der Republik, Kränze niedergelegt. Zuletzt hat Minister Klug erstmals auch zum Gedenken an den Einmarsch Hitlers und den Untergang Österreichs am 12. März einen Kranz niedergelegt. Das soll so bleiben.