Gedenkfeier: "Freude über Befreiung"

Zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa wird es heute nicht mehr das umstrittene Totengedenken samt Fackelzug von Burschenschaftern geben. Statt dessen steht nun das Feiern der Befreiung vom Nationalsozialismus im Vordergrund. Auch im offiziellen Festakt der Bundesregierung am Vormittag im Bundeskanzleramt.

Mittagsjournal, 8.5.2013

Gedenken und Neuanfang

Im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes am Ballhausplatz, vor geladenen Gästen, Mitgliedern der Bundesregierung, Parlamentsabgeordneten, Zeitzeugen und Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde, wurde heute gleich mehrfach unterstrichen, wie Österreich heute den 8.Mai 1945 sieht: nicht als Tag der Niederlage, sondern als Tag der Befreiung.

Zur Eröffnung gedachte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zuerst der von den Nationalsozialisten ermordeten Opfer, den Jüdinnen und Juden und anderen Verfolgten des Nazi-Regimes, aber auch den gefallenen Soldaten und Zivilisten: "Es hat vieler Jahrzehnte bedurft, um in Österreich und Deutschland offen auszusprechen, das der 8. Mai ein Tag der Befreiung und kein Tag der Niederlage ist. Der 8.Mai ist der Tag, an dem wir uns an die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht erinnern - ein Tag, der in vielen Ländern Europa gefeiert wird."

Dann die Rede von Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP), der vor allem die heutige Europäische Union als Friedensprojekt in den Mittelpunkt stellt. Spindelegger hebt die Leistungen der Alliierten und der Widerstandskämpfer hervor: "Der 8. Mai als Tag der Befreiung Europas von Krieg und Terror steht immer im Zeichen von Gedenken und Neuanfang. Wir sind auch heute denen zutiefst dankbar, die der Nazi-Herrschaft damals ein Ende gesetzt haben."

Mahnwache als wichtiges Symbol

Die Festansprache hielt dann der israelische Journalist Ari Rath, der 1938 als Kind aus Wien vor den Nationalsozialisten fliehen musste. Jetzt ist Ari Rath wieder österreichischer Staatsbürger: "Es dauerte fast sieben Jahrzehnte, bis auch das offizielle Österreich mit einer Koalitionsregierung der SPÖ und der ÖVP einstimmig den 8. Mai als Tag der Befreiung anerkannt haben.

Und Ari Rath nahm Bezug auf das heuer erstmals abgesagte Totengedenken der Burschenschafter auf dem Heldenplatz, stattdessen hält heute das Bundesheer eine Mahnwache. Rath: "Das ist eine klare Antwort an die dem Herrn Strache nahestehenden Burschenschaften, für die heute kein Platz am Heldentor für ihre Trauer an dem sogenannten Untergang sein wird. Es ist ein wichtiges Symbol, dass das Mauthausen-Komitee Österreich zu diesem Fest der Freude am Heldenplatz eingeladen hat."

Rath erklärte auch die historischen Zusammenhänge des Befreiungstages, auch die Hintergründe, warum so lange Österreich als reines Opfer des Nationalsozialismus galt, ohne eigene Verantwortung, etwa durch die einseitige Auslegung der Moskauer Deklaration.