Guatemala: Völkermord-Urteil gegen Ex-Diktator

In Guatemala ist in der vergangenen Nacht ein historisches Urteil gefällt worden. Der frühere Diktator Rios Montt (86) ist wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Das ist das erste Mal, dass ein Staatschef aus Lateinamerika ins Gefängnis muss. Rios Montt putschte sich 1982 an die Macht und ging vor allem gegen Tausende Maya Indianer vor.

Morgenjournal, 11.5.2013

Mord, Folter, Zwangsumsiedlung

Er sei während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Maya-Indianer verantwortlich gewesen, sagte Richterin Jazmín Barrios in der Urteilsbegründung. Ziel sei die Vernichtung des Volksstamms der Ixil gewesen, der von der Militärjunta als Basis der linken Guerilla betrachtet wurde.

Nach der Urteilsverkündung brach im Gerichtssaal Unruhe aus, wie die Prozessbeobachter der Open Society Justice Initiative auf Twitter berichteten. Zahlreiche Menschen hätten applaudiert und gerufen: "Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!" Die Anwälte von Ríos Montt versuchten demnach, ihren Mandanten aus dem Saal zu geleiten. Sicherheitskräfte hätten sie daran gehindert.

Historischer Prozess

Gegen das Urteil kann der 86-jährige Ríos Montt Berufung einlegen. Das Urteil gilt unter Menschenrechtsaktivisten und Juristen als historisch. Nie zuvor ist ein de facto Staatschef von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes verurteilt worden. Der Prozess war zudem der erste Versuch einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während des Bürgerkriegs in dem zentralamerikanischen Land, der von 1960 bis 1996 dauerte. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum mehr als 200.000 Menschen getötet. (Text: APA, Red.)