Jagd auf Steuerhinterzieher

Es könnte einer der größten Schläge gegen Steuerhinterzieher weltweit werden: Behörden in Großbritannien, den USA und Australien werten ein gigantisches Informationsleck zu Steueroasen aus. Nach Angaben des britischen Finanzamtes handelt es sich um 400 Gigabyte Daten. Sie könnten Steuersünder und ihre Finanzberater entlarven.

Morgenjournal, 13.05.2013

Angeblich 2 Millionen Dokumente

Das britische Schatzkanzleramt will nicht verraten, woher diese geheimen Unterlagen kommen. Ein Sprecher des Ministeriums deutete aber an, dass es sich um die bisher größte Menge an Informationen zu Steuerhinterziehung in Überseegebieten handelt. Das Material – es sollen angeblich mehr als 2 Millionen Dokumente sein - wird in Großbritannien, den USA und Australien analysiert. Erste Resultate zeigen Briefkastenfirmen und Trusts in Singapur, auf den Britischen Jungferninseln, den Cayman-Inseln und den Cook-Inseln. Nach Angaben des britischen Finanzamtes wurden bisher mehr als 100 Personen identifiziert, die ihr Vermögen vor den Finanzbehörden verstecken. Gegen einige wird bereits wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Rund 200 Anwälte und Steuerberater werden ebenfalls unter die Lupe genommen.

Strenge Strafen drohen

Schatzkanzler George Osborne kündigte am Wochenende beim G7-Treffen in der englischen Grafschaft Buckinghamshire eine härtere Gangart gegen Steuersünder an: "Geschuldete Steuern müssen bezahlt werden. Der Kampf gegen Steuerhinterziehung und Steuervermeidung hat höchste Priorität unter Großbritanniens G7- und G8- Präsidentschaft. Der Premierminister und ich sind entschlossen in diesem Jahr Fortschritte zu machen." Steuerhinterzieher drohen Strafzahlungen von bis zu 200% der geschuldeten Steuern.

Steuerschlupflöcher für Kunden

Die britische Regierung macht auch in den eigenen Reihen gegen Steuertricksereien mobil. Ein Bericht des Ausschusses für öffentliche Angelegenheiten kritisiert Steuerberatungsunternehmen, die unter anderem auch für das Finanzministerium arbeiten. Der Ausschuss fordert ein Verbot von sogenannten externen Beratern. Viele würden ihr Wissen über Steuerschlupflöcher an andere Kunden weitergeben. Bill Dodwell von der internationalen Steuerberatungskanzlei Deloitte weist die Vorwürfe zurück, man würde unter anderem großen Konzernen helfen, keine Steuern zu bezahlen. "Nein das tun wir nicht. Wir helfen Unternehmen mit den anfallenden Steuern. Aber man kann sagen, das internationale Steuerumfeld hat sich nicht so schnell weiterentwickelt, wie es sollte, um mit modernen Geschäftspraktiken mithalten zu können.“

OECD: kein Hafen für Steuerhinterzieher

Das sei ein Fall für die OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sagt Dodwell. Die OECD hat bereits vergangenen Monat einen weit reichenden Plan für mehr Steuergerechtigkeit vorgestellt. Ehrgeiziges Ziel: Es soll weltweit keinen sicheren Hafen mehr für Menschen geben, die versuchen, Steuern zu hinterziehen.