"Norma" bei Pfingstfestspielen in Salzburg
Cecila Bartoli. Zum zweiten Mal hat die italienische Mezzosopranistin das Programm gemacht und für sich selbst ein Lieblingswerk an den Anfang gestellt: In "Norma" wird Bartoli die Titelpartie singen.
8. April 2017, 21:58
Bellinis Oper trifft auch das Thema dieses Festivals: Es geht um "Opfer", sowohl in der Bedeutung von "Sacrifice" - ein Opfer darbringen -, also auch von "victim" - Opfer - sein. Auf "Norma" passt beides.
Mittagsjournal, 15.5.2013
Im Zentrum von "Norma" steht eine Frau, die bedingungslos liebt: ihre Heimat, ihre Kinder, aber auch Pollione, den römischen Feldherrn. Das ist ihr Vergehen, denn sie ist Druidin, der Keuschheit verpflichtet und dem Dienst an ihrem Volk, er aber Befehlshaber der Besatzungstruppen. Norma bekennt ihre Schuld und opfert sich, wird aber auch Opfer der gesellschaftlichen Umstände.
Als die Oper in den 1830er Jahren entstand, war Italien von Österreich besetzt. Cecila Bartoli deutet die Oper als Ruf nach Freiheit, Druiden und Gallier wurden damals nur erfunden, damit das Werk die Zensur passieren konnte.
Acht Veranstaltungen zum Thema "Opfer"
"Norma" wird in Salzburg vom Orchester Scintilla unter Giovanni Antonini auf historischen Instrumenten gespielt, die revidierte Fassung ändert auch den Stimmcharakter der Figuren: Ursprünglich war - entgegen den heutigen Gepflogenheiten - die Titelpartie für einen Mezzo-, die junge Priesterin Adalgisa hingegen für einen leichten hohen Sopran geschrieben. Diese Änderungen kommen der Intention von Cecilia Bartoli sehr entgegen, denn sie möchte die Menschlichkeit, die Verletzlichkeit dieser Frau zeigen. Im Allgemeinen werde Norma als strenge Priesterin dargestellt, so Bartoli, doch wenn sie nach Haus geht, dann kümmert sie sich um ihre Kinder.
In der Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier spielt die Oper im frühen 20. Jahrhundert, im Stil des Neorealismo, als Filme Position bezogen gegen die Unterdrückung durch den Faschismus.
Die Pfingstfestspiele dauern bis Pfingstmontag, zum Thema "Opfer" sind acht Veranstaltungen angesetzt: das Frühlingsopfer "Sacre du Primtemps" als Gastspiel des Mariinski-Theaters, Andras Schiff spielt Bachs "Musikalisches Opfer" und im Filmkulturzentrum Das Kino ist der Film "Das Opfer" des polnischen Regisseurs Andrei Tarkowski zu sehen.
Premiere von "Norma" ist übermorgen Freitag im Haus für Mozart in Salzburg. Am selben Tag erscheint übrigens auch eine CD-Einspielung von Bellinis Oper in weitgehend derselben Besetzung.