Vietnam: Wieder Todesstrafe mittels Giftspritze

In Vietnam ist es zu einem makabren Hinrichtungs-Rückstau gekommen: In den Gefängnissen des Landes sitzen derzeit 530 zum Tod verurteilte Häftlinge. Ihre Hinrichtung mittels Todesspritze war bisher nicht möglich, weil die EU europäischen Firmen den Export von Chemikalien für die so genannte Todesspritze verbietet. Jetzt ändert Vietnam extra ein Gesetz, um den Einsatz von Giften zu ermöglichen, die im Land selbst hergestellt werden.

Abendjournal, 15.5.2013

Gift jetzt selbst hergestellt

Seit 2011 ist in Vietnam kein einziger Todeskandidat mehr hingerichtet worden. Damals hat Hanoi beschlossen, keine Erschießungskommandos mehr einzusetzen und stattdessen die sogenannte Giftspritze zu verwenden, aus humanitären Gründen - wie betont wurde.

Mit Lieferschwierigkeiten haben die Vietnamesen offenbar nicht gerechnet. Wahrscheinlich war ihnen auch das allgemeine Credo der EU nicht bekannt, die Todesstrafe weltweit zu ächten. Denn demnach ist es den Fabriken in der EU untersagt, Chemikalien zu exportieren, die auch zu Hinrichtungszwecken verwendbar wären. Und gerade diese Chemikalien werden eben hauptsächlich in EU-Ländern hergestellt,- eine Erfahrung, die auch schon mehrere US-Bundesstaaten machen mussten.

Jetzt will Vietnam die erforderlichen Drogen im eigenen Land produzieren. Die dazu nötige Gesetzesänderung tritt demnächst in Kraft. Ein EU-Vertreter meinte, man hatte auf einen Umdenkprozess in der vietnamesischen Regierung gehofft und sich zumindest ein Aussetzen der Todesstrafe erwartet. Damit wäre Vietnam großes Lob der internationalen Gemeinschaft gewiss gewesen, betonte der Diplomat.

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