Vorgeschriebenes Medikament knapp

Hinrichtung mit Tierbetäubungsmittel

In mehreren US-Bundesstaaten hat es in den letzten Monaten keine Hinrichtungen gegeben, weil das gesetzlich vorgeschriebene Betäubungsmittel Thiopental nicht lieferbar war. In der Nacht ist jedoch in Oklahoma ein verurteilter Mörder hingerichtet worden. Erstmals wurde ein Tierbetäubungsmittel eingesetzt.

Morgenjournal, 17.12.2010

Aus Humanmedizin verschwunden

Trotz heftiger Proteste hat ein Richter den Einsatz des Mittels zugelassen. Thiopental, das normalerweise zur Betäubung kurz vor der Hinrichtung verwendet wird, ist weiterhin nicht erhältlich. Der von einem Richter bereits vorigen Monat zugelassene Ersatz ist das Tierbetäubungsmittel Pentobarbital. Früher wurde es in kleinen Dosierungen als Durchschlafmittel eingesetzt, auf Grund vieler unangenehmer Nebenwirkungen ist es aber aus der Humanmedizin größtenteils verschwunden. Tierärzte verwenden es heute zur Euthanasie von großen und kleinen Säugetieren. Bei Menschen wird es nur noch von Sterbehilfegruppen eingesetzt oder um einen Patienten in ein künstliches Koma zu versetzen.

Umstrittene Entscheidung

Die Anwälte des Todeskandidaten in Oklahoma hatten gegen den Einsatz des Tier-Betäubungsmittels protestiert und argumentiert, der Staat dürfe keine unerprobten Substanzen verwenden. Laut Verfassung seien Häftlinge vor grausamer oder ungewöhnlicher Strafe geschützt. Der Richter ist jedoch dem Staatsanwalt gefolgt: Pentobarbital sei "ein ideales Mittel für das humane Einschläfern von Tieren".

Dem verurteilten wurde daher eine Spritze des Medikaments verabreicht, die zwei darauf injizierten Mittel haben dann zur Lähmung und schließlich sechs Minuten später zum Herzstillstand geführt.

Übersicht