Blinder Fleck in Pädagoginnenausbildung

Am kommenden Dienstag soll die Reform der Lehrer-Ausbildung vom Ministerrat beschlossen werden. Universitäten und Pädagogische Hochschulen sollen dabei eng kooperieren, allerdings unter Achtung bestehender Kompetenzen, wie es im Gesetz heißt. Und das heißt nichts Gutes für eine gemeinsame Lehrerausbildung, wie ein aktueller Fall aus der Praxis belegt.

Morgenjournal, 17.5.2013

Vorbereitung auf Gesamtschule

Albert Unterberger ist AHS-Lehrer und möchte zusätzlich an einer Neuen Mittelschule unterrichten - nämlich Mathematik. Dafür muss er aber erst die Lehrberechtigung erwerben. An den Pädagogischen Hochschulen, die für die Ausbildung der Pflichtschullehrer zuständig sind, gibt es dafür das Erweiterungsstudium. Und ein solches will Unterberger machen. Er habe sich gedacht, das passe sehr gut in die österreichische Bildungslandschaft, weil jetzt Gesamtschulen errichtet werden sollen: "Und ich könnte dann als AHS-Lehrer in der Oberstufe mein bisheriges Fach unterrichten und über die Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule im Rahmen der Gesamtschule die AHS-Unterstufe oder auch den Pflichtschulbereich."

Keine Durchlässigkeit

Aber so einfach ist das nicht. Denn AHS-Lehrern, denen ja oft Standesdünkel gegenüber Pflichtschullehrern vorgeworfen werden, ist berufsbegleitende Weiterbildung an den Pädagogischen Hochschulen verwehrt. Von Durchlässigkeit der Lehrerausbildung im Interesse der Neuen Mittelschulen, die es ja in wenigen Jahren flächendeckend geben soll, ist also keine Rede. Das Unterrichtsministerium hat dem für die gemeinsame Schule aufgeschlossenen AHS-Lehrer ernsthaft vorgeschlagen, er möge sich als Studienanfänger an der Pädagogischen Hochschule Wien einschreiben, Mathematik als Erstfach belegen und sein bestehendes Fach anrechnen lassen. Drei Jahre Vollzeitstudium. Für Unterberger ist das keine Option, er steht ja im Berufsleben.

Kompetenz-Wirrwarr bleibt

Für den Grünen Bildungssprecher Harald Walser zeigt das Beispiel, wie inkonsequent und widersprüchlich die Bildungspolitik der Regierung sei: "Das ist völlig unverständlich und muss sofort bereinigt werden." Eine parlamentarische Anfrage an Ministerin Schmied ist bereits fertig. Walser fordert die Beseitigung aller Hürden für AHS-Lehrer hin zur Neuen Mittelschule. Und der Grün-Abgeordnete sieht auch eine Hypothek für die Reform der Lehrerausbildung, die die Regierung am Dienstag auf den Weg bringen will: "Statt eine Ausbildungsstätte zu schaffen, die Kräfte zu bündeln und klare Strukturen zu schaffen, bleibt der Kompetenz-Wirrwarr bestehen. Und für die Studentinnen und Studenten ist das eine wirklich untragbare Situation."

Mit dieser Kritik steht Walser nicht allein. Das hat auch der Rechnungshof in der Begutachtung bemängelt und im Vorfeld unter anderem der Bildungsexperte Andreas Salcher.