Ägyptens "Schatzhüterin" Wafaa el Saddik
Sechs Jahre lang, von 2004 bis 2010 hat Wafaa El Saddik das Ägyptische Museum in Kairo geleitet, das Museum am Tahrirplatz, das die weltweit größte und bedeutendste Sammlung ägyptischer Kunst beherbergt, darunter auch die Schätze aus der Grabkammer Tunanchamuns.
8. April 2017, 21:58
Während der Unruhen vor dem Sturz von Mubarak im Jänner vor zwei Jahren war es in diesem Museum zu Plünderungen gekommen, kurz nach dem Ende der Amtszeit von Wafaa El Saddik. Über ihr Leben zwischen Kairo, Wien und Köln und über die skandalösen Arbeitsbedingungen am Ägyptischen Museum hat Wafaa El Saddik jetzt ein Buch geschrieben: "Es gibt nur den geraden Weg. Mein Leben als Schatzhüterin Ägyptens".
Mittagsjournal, 22.5.2013
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Zerstörte Mumien, umgestürzte, zerschlagene Figuren und aufgebrochene Vitrinen - die Bilder, die arabische Fernsehsender Ende Jänner 2011 nach den Plünderungen im Ägyptischen Museum in Kairo zeigten, gingen um die Welt. Bis heute fehlen wichtige Objekte. Sie sind wohl bei privaten Sammlern gelandet, sagt Wafaa El-Saddik, und fügt hinzu: "Es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen." Und damit meint sie auch und vor allem das Schweigen über die abenteuerlichen Zustände im Ägyptischen Museum, über Korruption, Nepotismus, Ignoranz und fragwürdige Anweisungen. Als El-Saddik anno 2003 des Hauses am Tahrir-Platz übernommen hatte, war es in miserablem Zustand.
Wafaa el-Saddik berichtet von Funden aus den Ausgrabungen der vergangenen 100 Jahre, die ohne Inventarisierung unbeschriftet im Keller lagerten; von den Tutanchamun-Schätzen, die in der Welt herumgeschickt wurden, obwohl sie durch ein "grundsätzliches und ewiges Reiseverbot" geschützt waren. Vergeblich hat sich Wafaa el-Saddik dagegen gewehrt. Und sie berichtet von Kostbarkeiten, die bei Staatsbesuchen verschenkt worden sind.
Eine Million ägyptische Pfund, umgerechnet 125.000 Euro, hat das Museum mit bis zu 12.000 Besuchern täglich eingenommen, das heißt im Jahr wurden zig Millionen Euro erwirtschaftet. Dennoch fehlte das Geld für Projekte und notwendige Sanierungen. Weniger als 2.000 Dollar standen für Restaurierungen zur Verfügung.
"Es gibt nur den geraden Weg". Erschienen ist das Buch im Verlag Kiepenheuer & Witsch.