Londoner Soldatenmord: MI5 unter Druck

Nach dem Mord des Soldaten Lee Rigby in London vergangene Woche kommen die britischen Sicherheitsbehörden immer stärker unter Druck. MI5 wird diese Woche in einem Bericht offenlegen, welche Informationen die Sicherheitsbehörden über die Verdächtigen hatten. Das britische Parlament hat eine Untersuchung eingeleitet.

Morgenjournal, 27.5.2013

War Mord zu verhindern?

Michael Adebolajo und Michael Adebowale waren seit acht Jahren dem britischen Geheimdienst MI5 bekannt. Adebolajo wurde 2010 in Kenia festgenommen und nach Großbritannien ausgeliefert. Das hat das britische Außenministerium bestätigt. Er soll versucht haben, sich der militanten Islamistengruppe Al-Shabab anzuschließen, um in Somalia zu kämpfen. Warum die britischen Sicherheitsbehörden nach diesem Vorfall nicht weiter reagiert haben, was sie genau über die beiden Verdächtigen wussten und ob der Mord hätte verhindert werden können, ist jetzt Gegenstand einer parlamentarischen Untersuchung. Auch die Aussage eines Jugendfreundes, MI5 hätte versucht, Michael Adebolajo zu rekrutieren, wird geprüft.

Gefahr Radikalisierung

Insgesamt arbeiten 500 Polizeibeamte an dem Fall, bisher wurden sechs Personen festgenommen, zuletzt am Sonntag ein 22jähriger Mann in Nordlondon. Die britische Innenministerin Theresa May sagt, tausende Menschen in Großbritannien seien in Gefahr, radikalisiert zu werden. Eine neue Taskforce soll prüfen, ob mehr Befugnisse oder neue Gesetze notwendig sind, um Radikalisierung einzudämmen. "Wir müssen uns die Verordnungen und Gesetze anschauen, wir müssen prüfen, ob wir Gruppierungen verbieten, die die Vorgaben nicht erfüllen."

Übergriffe gegen Muslime

Interkonfessionelle Organisationen melden unterdessen einen starken Anstieg an Übergriffen auf Muslime. Fiyaz Mughal Direktor von Faith Matters sagt, allein in den letzten 48 Stunden seien mehr als 160 Meldungen eingegangen. "Gemeldet wurden generelle Beschimpfungen von Muslimen auf der Straße oder im Internet, Drohungen gegenüber Moscheen, ein Brandanschlag auf eine Moschee und zerkratzte Autos."

Die Familie des ermordeten Soldaten Lee Rigby hat am Wochenende den Tatort besucht. Vor der Kaserne im Londoner Stadtteil Woolwich haben hunderte Menschen Blumen abgelegt.