Solarindustrie kämpft mit chinesischer Konkurrenz

Photovoltaik, also Strom aus Sonne boomt.
Die Nachfrage nach Photovoltaikmodulen ist daher ungebrochen. Das weiß auch China. In den letzten zwei Jahren haben chinesische Hersteller mit niedrigen Preisen aggressiv auf den europäischen Markt gedrängt. Was Konsumentinnen und Konsumenten freut, ärgert viele europäische Hersteller, einige gingen in den letzten Jahren Pleite. Nun will die EU Strafzölle auf chinesische Solarpaneele einheben.

Mittagsjournal, 1.6.2013

Alexandrea Siebenhofer, Michael Csoklich

Problem für Österreichs Hersteller

Die meisten der annähernd 300 österreichischen Solar-Unternehmen sind auf Nischen spezialisiert. Diese Anbieter von Spezialprodukten bleiben vom Preiskampf unberührt. Den Druck spüren hauptsächlich jene, die, wie die chinesische Konkurrenz, Standard-Photovoltaik-Module, produzieren. Vier solcher Hersteller gibt es in Österreich, die Kärntner Kioto AG ist eine von ihnen, der Vorstandsvorsitzende heißt Robert Kanduth. Für ihn ist offensichtlich, dass chinesische Anbieter die europäische Konkurrenz vom Markt verdrängen: "Die Chinesen verkaufen die derzeitigen Produkte um 20 Prozent unter unseren Rohstoffpreisen."

Aggressive Preispolitik

Vor fünf Jahren hat in Österreich ein kleines Solarmodul 4000 Euro gekostet, heute ist es halb so viel. Dass die Preisstrategie chinesischer Anbieter in den letzten Jahren aggressiv war, bestätigen auch Experten. Sie bezweifeln aber, dass ausschließlich das der Grund für den Konkurs vieler Photovoltaik-Unternehmen war. Hans Kronberger ist Präsident der Photovoltaik Austria, der heimischen Interessensvertretung: "Wir hatten in den ersten zehn bis zwölf Jahren dieses Jahrhunderts einen gigantischen Photovoltaik-Boom, der nicht voraussehbar war. Das heißt, da sind die Produktionszahlen teilweise gigantisch nach oben geknallt und das dämmt sich natürlich zu einem gewissen Grad wieder ein."

Managmentfehler

Auch Managementfehler seien gemacht worden, so Kronberger. Die Forderung nach fairen Wettbewerbsbedingungen versteht er. Aber Kronberger betont: Die Photovoltaikbranche sei dennoch eine Wachstumsbranche. Doppelt so viele Photovoltaikmodule wie im Vorjahr sind heuer in Österreich installiert worden. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche ist zuletzt gestiegen, auf 4800 im Jahr 2012. Grund für den Anstieg ist ausschließlich, dass in Österreich so viele Module montiert werden, liegt also im Bereich Montage. In der Produktion gibt es zum Teil recht deutliche Rückgänge wegen der chinesischen Konkurrenz. Kronberger betont aber, dass auch viele österreichische Photovoltaik-Unternehmen nach China exportieren. Kronberger: "In Spezialgebieten gibt es einen starken österreichischen Export nach China."

EU will Strafzölle

Die gesamte österreichische Photovoltaikbranche hat im Jahr 2012 fast 400 Millionen Euro umgesetzt - von der Produktion bis zur End-Montage auf Hausdächern.

Als Reaktion auf die Billigpreise chinesischer Anbieter will die EU nun Strafzölle für chinesische Solarstrom-Module verhängen. Diese sollen ab 6. Juni gelten, vorläufig ein halbes Jahr lang. Momentan verhandeln EU und China aber über einen Kompromiss. Sollte es daher keine Strafzölle geben, können sich Produzenten von Photovoltaikmodulen wenigsten mit einem trösten: Die Talsohle der Preise für Solarstrom-Module dürfte mittlerweile erreicht sein.