Nichts als Nachrichten: "Kommune der Wahrheit"

Fünf Tage lang ausschließlich Nachrichten - dieses Experiment geht der deutsche Regisseur Nicolas Stemann derzeit mit seinem Ensemble ein. In dieser "Kommune der Wahrheit", so der Titel des Stücks, sollen die tägliche Informationsflut und ihre Auswirkungen auf den Konsumenten hinterfragt werden.

Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine

Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine

(c) Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine

Mittagsjournal, 1.6.2013

Fernseher, Bildschirme und Flatscreens allerorts, dazwischen die Kommunarden in ockerfarbenen Overalls wie Arbeiter aus der Medienfabrik. Auf dem Boden liegen Campingmatratzen und Schlafsäcke herum, keine einfachen Bühnenrequisiten, wie Regisseur Nicolas Stemann betont.

Ungefiltert setzen sich die Kommunarden dem Sprachstrom der Nachrichten aus. 5 Tage oder 120 Stunden lang. Die Grundstruktur der Inszenierung steht fest, die insgesamt vier Aufführungen werden sich jedoch voneinander unterscheiden, denn die konkreten Inhalte ergeben sich aus dem aktuellen Tagesgeschehen.

Die Wirtschaftsnachrichten werden da vorgetragen wie ein Märchen, in dem es unglaubliche Goldschätze zu heben gibt. Eine mehrköpfige Band sorgt aber auch für andere Arten der Entfremdung und klopft die Tagesschlagzeilen auf ihr poetisches Potential hin ab. Es ist ein ironischer Umgang mit der Nachrichtenflut, ja, auf eine platte Medienschelte will die Kommune der Wahrheit jedoch nicht abzielen. Vielmehr geht es darum, den fortwährend dahinfließenden Informationsstrom gemeinsam mit Journalisten und Medientheoretikern unter die Lupe zu nehmen, so Regisseur Nicolas Stemann.

Die Kommune der Wahrheit sieht sich selbstironisch auch als Wirklichkeitsmaschine. Ob es ihr tatsächlich gelingt, die Medienrealität ein wenig realer zu machen, lässt sich bei der heutigen Premiere im Wiener Museumsquartier überprüfen.

Textfassung: Joseph Schimmer

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Wiener Festwochen - Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine