Dramaturgentreffen

Das "Café Sonntag"-Dramolette von Antonio Fian

Jetzt. Die Bühne das österreichische Theater der Gegenwart. Dramaturginnen und Dramaturgen, alle in großer Aufregung und großem Tempo hin und her eilend, dabei ständig miteinander sprechend, ohne allerdings den jeweiligen Gesprächspartner anzusehen oder auch nur wahrzunehmen.

B: Großartig, euer "Alles über meine Mutter"! Gute Idee, einen Almodóvar-Film auf die Bühne zu bringen.
A: Danke. Als nächstes machen wir "Inglourious Basterds". Und ihr?
B: Bernhard. Die Gedichte. Zum 25. Todestag.
A: Wer richtet ein?
B: Ich. Vermutlich gemeinsam mit Roubinek.
A: Maurer Hauptrolle?
B: Vitásek.
A: Wir machen "Lisa" von Glavinic. Auch mit Vitásek.
B: Das wollten wir auch machen, mit Palfrader. Ihr wart leider schneller.
A: Und? Macht ihr jetzt wieder einen Roman von Kehlmann?
B: Nein. Den neuen Geiger.
A: Wir machen Schnitzler.
B (höhnisch): Schnitzler? "Das weite Land" womöglich?
A: "Traumnovelle". Aber nach der Filmfassung von Kubrick. Mit Scheuba und Händler.
B: Ah! Sowas Ähnliches machen wir auch. "Der Knochenmann" von Haas. Aber eben nicht nach dem Buch, sondern nach dem Film. Wahrscheinlich mit Voss.
A: Gute Idee. Wir machen Franzobel.
B: Immer gut. Hans Moser oder Orsolics oder was ganz Neues?
A: Peter Alexander-Biographie. Auftragsarbeit.
B: Das wollten wir auch.
A: Das wollten alle. Aber wir haben Franzobel angerufen, da hat Peter Alexander noch gelebt. Man muss vorausdenken. Was macht ihr sonst noch?
B: Ursprünglich wollten wir eine junge Oberösterreicherin machen, sehr talentiert, aber es hat sich herausgestellt, das übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten. Vielleicht könnt ihr…
A: Eine junge Oberösterreicherin? Fesch?
B: Angeblich. Und ihr Stück ist -
A: Stück?
B: Ja. Ein wirklich spannendes Stück mit -
A: Bitte, was sollen wir mit einem Stück? Soll einen Roman schreiben, dann können wir über eine Aufführung reden. Falls sie fesch ist natürlich.
B: Natürlich, falls sie fesch ist.

Vorhang