Die Ballade von El Muerto

In der Wiener Festwochenreihe "Into the City" wird heute Abend die Musiktheaterproduktion "Die Ballade von El Muerto" im Wiener Hundsturm uraufgeführt. Das Stück des kolumbianischen Schriftstellers Juan Tafur erzählt die Geschichte eines mexikanischen Drogenkuriers und Auftragskillers mit dem Decknamen "El Muerto".

  • Die Ballade von El Muerto

    (c) Nick Mangafas

  • Die Ballade von El Muerto

    (c) Nick Mangafas

  • Die Ballade von El Muerto

    (c) Nick Mangafas

|

Kulturjournal, 06.06.2013

Gefesselt und mit verbundenen Augen sitzt "El Muerto" in einer finsteren Zelle und soll dem Staatsanwalt Auskunft geben über seine Vergangenheit als Drogenkurier und Auftragskiller. Es ist das Portrait eines Menschen im Dilemma zwischen Armut und Gewalt, zwischen der Sehnsucht nach Reichtum und der ständigen Präsenz des Todes, die der junge israelische Regisseur Hannan Inshay auf der Bühne des Wiener Hundsturms inszeniert. Und es ist das Portrait einer Gesellschaft, die im korrupten Netzwerk der Drogenkriminalität gefangen scheint.

Drogenproblematik als globales Phänomen

Doch die Problematik, die hinter dem Schicksal von El Muerto steht, beschränkt sich nicht auf einzelne Länder, sondern ist ein weltweites Phänomen, erklärt der Schriftsteller Juan Tafur, der das Stück im Auftrag der Wiener Festwochen geschrieben hat.

"Es ist ein weltweites Geschäft", sagt er, "Kokain wird gegen Waffen getauscht und wie zufällig gab es zur gleichen Zeit, als die USA den Verkauf von Großkaliberwaffen erlaubten, eine Explosion der Gewalt in Mexiko."

Tote als ständige Begleiter der Lebenden

Die tägliche Zahl der Todesopfer im Drogenkrieg wird wie ein Aktienkurs im sogenannten Exekutometer veröffentlicht, erzählt Juan Tafur. Im Gegensatz dazu will er anhand der Tragik des Einzelschicksals zeigen, wie schwierig es ist, zwischen Gut und Böse, zwischen Täter und Opfer zu unterscheiden. Auch die ständige Gratwanderung zwischen Leben und Tod ist Teil der Handlung.

Das ganze Stück hindurch wird "El Muerto" von den Geistern seiner Opfer verfolgt, bis er zuletzt selbst nicht mehr weiß, ober lebendig oder tod ist. "In Mexiko wie in ganz Lateinamerika sind die Toten sehr präsent, sowohl in der Literatur als auch im täglichen Leben", erzählt Juan Tafur. "Das heißt, die Toten, vor allem die grausam Ermordeten, sterben nicht, sondern sie begleiten dich lange Zeit weiter.

Musik als szenischer Baustein

Ein wesentliches Element der Inszenierung ist die Musik des argentinischen Komponisten Diego Colletti, gespielt von einem Live-Ensemble. Collettis Musikalischer Anknüpfungspunkt sind die mexikanischen Narcocorridos, volksliedhafte Drogenballaden, in denen Kartellbosse wie Nationalhelden gefeiert werden.

Offiziell verboten, blüht das musikalische Genre in der Untergrundszene. Das vielschichtige, musikdramatische Gesellschaftsbild "Die Ballade von El Muerto" ist als Koproduktion von Wiener Festwochen und Progetto Semiserio ab heute Abend im Wiener Hundsturm zu sehen.