Peter Hooks Unknown Pleasures

Die Joy Division Story

2006 war ein Jahr des Umbruchs für Peter Hook. Da erklärten ihm die restlichen Mitglieder von New Order, dass sie in Zukunft ohne ihn auftreten wollen. Peter Hook war am Boden zerstört, und weil er, der damals seit fast 30 Jahren Profi Musiker war, nichts zu tun hatte, begann er als DJ aufzutreten. Und über diese Auftritte zu schreiben.

Er schreibe, wie ein Südafrikaner spreche, meinte damals ein Bekannter. Im Stakkatostil, ohne Satzzeichen. Bald schon fand Peter Hook Gefallen am Schreiben. Und machte sich daran, seine Autobiografie zu verfassen. Sein Agent schickte Exposés aus, mehrere Verlage zeigten sich interessiert. Aber sie alle wollten bloß ein Buch von Peter Hook.

Joy Divison, New Order und der legendäre Club "The Hacienda". Überall spielte Peter Hook eine wesentliche Rolle. Deshalb war er überzeugt, dass sich das alles nicht in einen einzigen Band packen lasse.

"The Hacienda - How Not To Run a Club" hieß Peter Hooks erstes Buch. Es erschien 2009 in England und wurde bis dato nicht ins Deutsche übertragen. Darin erzählt Hook über die turbulenten Tage des Hacienda Clubs, wo Ende der 1980er Jahre Rave erfunden und Ecstacy Tonnenweise geschluckt wurde. Nun ist Peter Hook zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Und erinnert sich an seine erste Band "Joy Divison."

Joy Division existierten nur zweieinhalb Jahre. Und obwohl die Band nicht mehr als 45 Songs schrieb, war sie während der letzten 30 Jahre für viele Bands eine Inspiration: U 2, Interpol, Editors oder The Cure, um nur einige zu nennen. Der Backkatalog von Joy Divsion verkauft sich auch mehr als dreißig Jahre nach dem tragischen Suizid des Sängers Ian Curtis gut - als die Band aber aktiv war, verdiente sie kein Geld.

"Alles was wir taten, taten wir aus künstlerischem Antrieb", sagt Peter Hook. Und wahrscheinlich ist es genau das, was dieses Buch so lesenswert macht. Man sieht hier, wie sich eine Band entwickelt. Wie es vier jungen Männern darum geht, ihre Vision umzusetzen.

Peter Hook schwärmt noch heute von jener Zeit, als er zusammen mit Bernard Summner, Stephen Morris und Ian Curtis in einem schrottreifen Auto durch England und halb Europa fuhr, nur um dann in winzigen, miserablen Clubs aufzutreten, "aber wir waren besessen davon, unsere Musik den Leuten näherzubringen", so der Bassist und Autor.

Im April 1980 veröffentlichten Joy Division die Single "Love Will Tear Us Apart". Die Maxi-Single erschien zwei Monate später und kletterte in die Top Ten der britischen Charts. Aber die Gruppe gab es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Denn ihr Sänger Ian Curtis hatte sich am 18. Mai 1980, einen Tag vor der Amerika Tournee, erhängt.

Ian Curtis war schon lange krank gewesen. Manchmal mussten Konzerte abgebrochen werden, weil der Sänger mitten auf der Bühne einen epileptischen Anfall erlitt. "Jedes Mal, wenn ich ihn ins Krankenhaus brachte, und fragte, wie es ihm denn gehe, meinte er bloß: Alles in Ordnung, denn es gab nichts, das Ian mehr wollte, als den Erfolg von Joy Division", so Peter Hook.

Nach heutigem Wissen waren die Aufputsch- und Beruhigungsmittel, die Ian Curtis damals verschrieben bekam, die schlimmste Kombination die man sich vorstellen kann.

Die Frage, ob die anderen Bandmitglieder den Suizid von Ian Curtis verhindern hätten können, treibt Peter Hook noch heute um. "Wir waren damals Kinder", sagt er, "Idioten und Ian hatte die Ärzte, die Experten, seine Frau, seine Eltern. Wer hätte da auf uns gehört?"

"Wir hatten nicht das Gefühl, dass sein Leben in unseren Händen lag", sagt Peter Hook, "aber wie wir jetzt wissen, war es doch so."

Nach dem Suizid von Ian Curtis gründeten die restlichen drei Bandmitglieder New Order. Die Musik wurde mehr und mehr tanzorientiert. Und mit "Blue Monday" hatten die Band 1983 einen weltweiten Hit.

Die Frage, die sich nach der Lektüre von Peter Hooks ausgezeichnetem Buch stellt, das nicht nur für Joy-Division-Fans zu empfehlen ist: Hätte sich die Band in die gleiche Richtung entwickelt, wenn Ian Curtis sich nicht umgebracht hätte? Wären Joy Division dann New Order mit besseren Texten gewesen? "Ian war ein großer Fan von Giorgio Moroder, Sparks und Kraftwerk. Und wenn man sich die letzten Joy Division Songs anhöre, dann könne man da schon späteren New Order Beats erkennen, so Peter Hook. Also ja, musikalisch hätte sich mit Ian Curtis alles genauso entwickelt wie ohne ihn", ist sich Peter Hook sicher.