Griechenland: Protest gegen Senderschließung
Entsetzen und Empörung herrscht in Griechenland über den überraschenden Beschluss der Regierung, den staatlichen Hörfunk- und Fernsehsender ERT zu schließen. Mehr als 2.500 Mitarbeiter stehen seit gestern Abend ohne Job da - denn die ERT sei zu teuer, und zu veraltet. Jetzt ist sie dem Sparstift zum Opfer gefallen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.6.2013
Journalisten streiken
Nach dem überraschenden Beschluss der Regierung in Athen, den staatlichen Hörfunk- und Fernsehsender ERT zu schließen, sind alle griechischen Journalisten Mittwochfrüh in den Streik getreten. In allen griechischen Radio- und Fernsehsendern gibt es seit 6.00 Uhr Ortszeit (7.00 MESZ) keine Nachrichten mehr. "Wir werden solange streiken, bis die Regierung ihren Beschluss zurücknimmt", sagte der Präsident des Verbandes der Athener Zeitungsredakteure (ESIEA), Dimitris Trimis. Wegen des Streiks wird es am Donnerstag in Griechenland keine Zeitungen geben.
Trotz des Schließungsbeschlusses der griechischen Regierung hat die öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehanstalt ERT heute weiterhin gesendet. Die Mitarbeiter nutzten dafür das Internet und den Privatkanal 902 der Kommunistischen Partei.
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Staatsfunk in Abwärtsspirale
ERT (Elliniki Radiofonia Tileorasi) hat sich durch Gebühren und Werbung finanziert, wurde aber vom Staat kontrolliert. Griechenlands staatliche Rundfunkanstalt hatte eine lange Tradition, sie bestand unter verschiedenen Namen seit 1938. Die Gebühren zahlten alle Griechen zusammen mit der Stromrechnung. Die Höhe dieser Rundfunkabgabe bemaß sich dabei nach dem Energieverbrauch, sie betrug rund ein Zehntel der Rechnung für Elektrizitätskosten. Dies belastete die Griechen nach Angaben der Regierung mit rund 300 Millionen Euro jährlich.
Das ERT-Fernsehen strahlte bis Dienstagabend landesweit drei Programme aus, dazu kamen ein Satellitenprogramm und ein Programm über die Arbeit des Parlaments. Das Staatsradio produzierte fünf landesweite Kanäle. Zudem wurde ein Kurzwellensender betrieben. Die Einschaltquoten der TV-Sender und Hörfunkwellen waren allerdings schlecht. Die Hauptnachrichtensendung des ERT-Nachrichtensenders NET erreichte zuletzt nur noch sechs Prozent Marktanteil. Keiner der ERT-Radiosender erreichte Einschaltquoten über 1,5 Prozent.
Die ERT hatte nach Angaben ihrer Gewerkschaft 2.656 Angestellte. Den Vorstand stellte die jeweilige Regierung ein. (Text: APA, Red.)