China startet CO2-Zertifikate-Handel

China lehnt verbindliche Klimaschutzziele zwar weiterhin ab. Der größte CO2-Verschmutzer der Welt setzt aber jetzt einen vielbeachteten Schritt: In der Millionenmetropole Shenzhen wird ab heute ein Handel mit CO2-Verschmutzungszertifikaten eingeführt, wie es ihn auch in der EU gibt. In den kommenden Monaten werden weitere Großstädte in China folgen. Die Regierung in Peking will die Co2-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 2005 um gut 40 Prozent senken.

Abendjournal, 18.6.2013

Aus China,

Shenzen macht den Anfang

Der Ort für das erste Experiment im Handel mit Verschmutzungszertifikaten in China ist kein Zufall. Shenzhen, die an Hong Kong angrenzende Millionenmetropole, ist eine der modernsten und wirtschaftlich erfolgsreichsten Megastädte Chinas. Ab sofort gilt dort: Firmen, die CO2 Emissionen verursachen müssen Verschmutzungszertifikate erwerben. Hat ein Unternehmen nicht genügend Zertifikate, muss es welche kaufen. Wer weniger verschmutzt kann seine Zertifikate verkaufen. So entsteht ein Markt für Kohlendioxid-Emissionen, der Saubermänner belohnt und Verschmutzer bestraft.

Nach Shenzhen sollen in den nächsten Monaten auch Riesenstädte wie Peking oder Shanghai folgen. 2015 wollen Chinas Führer dann entscheiden, ob der Handel mit Verschmutzungszertifikaten landesweit eingeführt wird. Kritiker warnen. Aus gutem Grund. Das Experiment in Shenzhen umfasst zunächst nur rund 630 Unternehmen, die nur für ein Drittel der CO2-Emissionen in der 15 Millionenstadt verantwortlich sind. Auch ist das bisher größte CO2-Handelsregime, jenes der EU, jüngst beinahe kollabiert. Weil die Preise für Verschmutzungszertifikate aufgrund der Wirtschaftskrise in den Keller gefallen sind.

Trotzdem: China, der größte Klimasünder und weltweit für fast ein Viertel aller CO2-Emissionen verantwortlich, setzt mit dem Experiment einen wichtigen Schritt. Sollte es Erfolg haben und die CO2-Emissionen kostengünstig reduzieren ohne massive Auswirkungen auf die Wirtschaft, dann könnte ein Umdenken stattfinden so die Hoffnung von Umweltschutzorganisationen. Dann könnten Pekings Mächtige letztlich doch ein verbindliches Klimaschutzabkommen unterzeichnen. Müssten nur die USA, der Großverschmutzer Nummer zwei, ähnliches tun. Denn nur wenn beide mitziehen hätte ein solches Abkommen Aussicht auf Erfolg.