Wildwuchs mit System

Glatt&Verkehrt ufert aus

Aus dem Wochenend-Fest der späten 1990er Jahre ist ein 30-Tage-Spektakel geworden. Wir (die Festival-Leitung und Ö1 als Mitveranstalter) haben also zwischen 29. Juni und 28. Juli einiges mit Ihnen, unserem Publikum, vor!

Wir fahren mit dem Schiff

Die Donau ist reguliert. Das hat sein Gutes - die Gefahren für die Landbevölkerung, durch Überschwemmungen ihr Hab und Gut zu verlieren, und für die Schifffahrt, in Stromschnellen und Untiefen ihre Fahrzeuge zu verlieren, sind mehr oder weniger gebannt. Dass Gewässer-Regulierungen freilich immer auch die Beeinträchtigung, ja Zerstörung des Lebensraumes und Verödung der Landschaft mit sich bringen können, ist bekannt und bewiesen.

Für Glatt&Verkehrt gestatten wir uns, im übertragenen Sinne, einen Rückbau der Donau in ältere, mäandernde Flussläufe, indem wir einige Musikstile, die entlang des Stromes entstanden sind, in die Wachau und auch gleich auf den Fluss transportieren: Am 6. Juli legt der wunderschöne historische Dampfer "Schönbrunn" von Krems/Stein ab, fährt nach Spitz, legt dort an, fährt dann weiter stromaufwärts bis Melk, dreht um und entlässt seine Gäste schließlich wieder am Ausgangsort. Die vier Salons auf dem Schiff und die Anlegestellen werden im Laufe dieses Tages mit Ensembles aus Donauregionen unter kräftiger (nieder-)österreichischer Beteiligung intensiv bespielt.

Dieser erste Juli-Samstag beginnt übrigens in Krems mit Ö1: Der Klassik-Treffpunkt, präsentiert von Renate Burtscher, macht im Gasthaus Salzstadl Station, bevor dann am Nachmittag die Musik gegen den Strom aufbricht.

Wir gehen zum Heurigen

Mehrfach laden wir in kleineren, allesamt herrlich gelegenen Orten in der Wachau zu Konzerten - bei freiem Eintritt.

Wir lernen Musik

Die Musikwerkstatt Göttweig öffnet ab
7. Juli Tür und Tor für traditionelles Musikmachen aller Art, unter der Anleitung von bewährten und neuen Referent/innen aus verschiedenen Ländern, von Griechenland bis Dänemark - Österreich in der Mitte.

Wir ermöglichen Musik

Unter den drei Dutzend Veranstaltungen finden sich wieder zahlreiche Uraufführungen bzw. spannende Begegnungen. Hier eine kleine Auswahl: In der Minoritenkirche Stein bietet Posaunist und Komponist Martin Ptak ein neues Programm. Das serbisch-kosovarisch-österreichische Duo Catch Pop String Strong trifft auf die US-amerikanische Sängerin Eva Salina Primack. Pianist Marino Formenti musiziert zum ersten Mal mit dem Pavarotti der Avantgarde, David Moss - bei den Hauptkonzerten von Glatt&Verkehrt, im Hof der Winzer Krems; und am selben Ort spielt das mexikanische Duo Cabezas de Cera mit Trompeter Franz Hautzinger, und zwar am letzten Tag des Festivals, dem 28. Juli.

Wir beginnen früher als sonst

Schon am 29. Juni begeben wir uns in ein sommerliches Mekka der Hochkultur, das wir ein wenig "aufmischen" wollen: Unter dem unschuldigen Titel "The Girl From Ipanema" werden ein Symphonieorchester, diverse Schlagzeuger/innen, Sänger/innen und andere Solist/innen (viele eigens aus Brasilien angereist) aufeinander losgelassen, um zwischen klassischer Symphonik und klassischen Bossa-Nova-Hits einiges auszuprobieren.

Text: Albert Hosp, macht seit 1987 Musiksendungen für Ö1 und ist seit Anbeginn Kurator des Festivals Glatt und Verkehrt