Handel: "Online-Trend verschlafen"
Österreichs Handel ist im Umbruch: Während Sportartikel- und Möbelgeschäfte mit großen Filialen unter Gewinneinbrüchen leiden, legen die Umsätze im Online-Handel zu. Der heimische Handel habe das Geschäft übers Internet bisher verschlafen, sagen Experten. Das werden nicht alle Unternehmer überleben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.6.2013
Zukunft des Handels im Internet
Die Umsätze mit Online-Verkäufen in Österreich haben sich seit 2006 mehr als verdreifacht, elf Prozent des Jahresumsatzes im Handel werden schon über Internet gemacht. Vor allem Bücher und elektronische Geräte kaufen die Österreicher gern online. Dieser Trend wird zunehmen, sagt Harald Gutschi, Handelsexperte und Sprecher der Versandhändler Universal, Otto und Quelle. Kleinere Preise, mehr Auswahl und bessere Serviceleistungen werde im Internet gesucht, sagt Gutschi, zum Beispiel die Ware nach Hause geliefert bekommen.
"Dramatisches Sterben"
Doch der Handel habe viel zu lang auf immer größere Geschäftsflächen gesetzt - ein "Flächenwahnsinn" gerade in Österreich, wo es leicht sei, Baugenehmigungen zu bekommen. Österreich habe die größte Flächenzahl je Einwohner, Gutschi befürchtet ein "dramatisches Sterben" dieser Einkaufstempel.
Neue Modelle
Am besten funktioniert Online-Handel in Kombination mit kleinen Filialen, wo die Kunden die Waren aussuchen und dann bestellen können, meint der Handelsexperte und verweist auf "Magic Mirror", einem Beispiel aus den USA. Dort könne man Daunenjacken vor einem Spiegel anprobieren, der die erhältlichen Farben anzeigt, und bekomme die ausgesuchte Jacke am nächsten Tag nach Hause geliefert. Solche Modelle verringern die Fläche, bieten aber eine Auswahl wie ein Internethändler - mitsamt der Kostenstruktur des Internethandels.
Solche Geschäftsmodelle werden den Handel in Zukunft extrem verändern, ist Gutschi überzeugt. Gut ausgebildetes Personal werde trotzdem gebraucht, weil der immerhin zu 70 Prozent verbleibende stationäre Handel verstärkt auf Service setzen werde. Während derzeit aus Kostengrünen im Handel eine "Servicewüste" herrsche.
Der Internet-Boom im Handel wird auch die Geschäftsstraßen verändern und zu einer "Renaissance der Innenstädte" führen, erwartet der Experte. Die erhöhte Kundenfrequenz der Stadtzentren könne der Handel nützen, wenn er kleine Filialen klug mit Internet-Angeboten kombiniert, rät Handelsexperte Harald Gutschi.
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