Jüdische Friedhöfe: Pflege und Erhalt
Österreich kommt seiner Verpflichtung zum Erhalt der jüdischen Friedhöfe nur mangelhaft nach. Wie berichtet ist vor allem der Jüdische Friedhof Währing in Wien mit tausenden, zum Teil kulturhistorisch wertvollen Grabmonumenten dem Verfall preisgegeben. Dabei gibt es durchaus positive Beispiele von Gemeinden, die sich sehr um Pflege und Erhalt ihrer jüdischen Friedhöfe bemühen - gerade weil nach Vertreibung und Holocaust meist keine Nachkommen mehr da sind, die das tun könnten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.7.2013
"Moralische Verpflichtung"
Der Jüdische Friedhof in Mödling ist von einer niedrigen Mauer umgeben, gut 300 Grabstätten findet man hier. Angehörige fehlen, Besucher sind selten, und wenn, dann meist aus dem Ausland. Trotzdem sind Grabsteine und Einfassungen in gutem Zustand. Das Gras ist gemäht, der Efeu geschnitten und der Buchsbaum gestutzt. Rudolf Gratzl und seine Frau erledigen das seit 40 Jahren, im Auftrag der Stadtgemeinde Mödling.
Ortswechsel nach Hohenems in Vorarlberg. Hier liegt der jüdische Friedhof im südlichen Ortsteil an einem bewaldeten Hang. In Stufen zieht sich eine Mauer herum. Hier kümmert sich um die Pflege ein privater Verein, erklärt Johannes Inama, er war früher Leiter des jüdischen Museums Hohenems. In den letzten Jahren sei viel Arbeit in den Friedhof gesteckt worden, schildert er. Die Gräber sind nun frei zugänglich, viele Grabsteine restauriert.
In Klagenfurt liegt der Jüdische Friedhof im Ortsteil St.Rupprecht. Zweieinhalbtausend Quadratmeter ist er groß, 97 Grabsteine gibt es noch. Im Vorjahr wurden Umfassungsmauer, Gedenktafeln und Eingangstor renoviert. Die Stadt sehe die Instandhaltung als moralische Verpflichtung, sagt Arnulf Rainer, Protokollchef von Klagenfurt. Die Pflege werde durch das Stadtgartenamt durchgeführt. Die Sanierung habe die Stadt im vorigen Jahr 35.000 Euro gekostet.
"Selbstverständliche" Leistung
In Linz ist der jüdische Friedhof Teil des Barbara-Friedhofs im Stadtzentrum, der Zustand ist gut, auch wenn immer wieder Arbeiten fällig sind, sagt Charlotte Herman, Präsidentin der Kultusgemeinde Linz, die auch die Pflege und Instandhaltung übernommen hat. Für außergewöhnliche Leistungen gebe es Unterstützung von der Stadt Linz und vom Land Oberösterreich.
Den Jüdischen Friedhof von Güssing haben die Nationalsozialisten zerstört - was übrig ist, wird von der Gemeinde gepflegt. Das besorgt der Bauhof, sagt Bürgermeister Vinzenz Knor: Das sei selbstverständlich, weil man ja auch die katholischen Friedhöfe pflege.
Insgesamt gibt es in Österreich mehr als 60 jüdische Friedhöfe. Für die Instandsetzung gibt es seit 2010 einen Fonds der Republik. Der zahlt allerdings nur, wenn sich eine Gemeinde zur weiteren Pflege ihres jüdischen Friedhofs verpflichtet.