Negativ-Wahlkampagnen: Experten skeptisch
"Stoppt die Faymann-Steuern" - mit dieser Werbelinie will sich die Volkspartei seit wenigen Tagen im Wahlkampf in Stellung bringen. "Negative Campaigning" heißt das in der Werbesprache, eine mittlerweile auch hierzulande sehr beliebte Taktik der Werbestrategen. Sie kann zwar aufgehen, aber Politikexperten warnen vor Risiken.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9.7.2013
Erfolgreiche Vorgänger
George W. Bush hat es getan, Barack Obama hat es getan und auch in Österreich greifen den erfolgreichen US-Beispielen folgend immer mehr Wahlstrategen zu Negativkampagnen, weisen in der eigenen Werbelinie also auf echte oder vermeintliche Fehler des Hauptgegners hin. Aktuell versucht es die ÖVP mit ihren Plakaten gegen die sogenannten Faymann-Steuern. Familien oder das Sparbuch der Oma würden dadurch belastet, so die Botschaft. Und dieser Versuch, das Image von SPÖ-Chef Faymann zu ramponieren, könne durchaus ankommen, zumindest bei der eigenen Klientel, sagt Politikberater Thomas Hofer. 2006 habe die SPÖ unter Alfred Gusenbauer einen erfolgreichen Negativ-Wahlkampf gegen den damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) geführt und dessen Image ramponiert - etwa dadurch, dass Schüssel mit den ungeliebten Eurofightern identifiziert oder beim Pflegethema der Lüge bezichtigt wurde. Das habe nicht nur die SPÖ-Zielgruppen mobilisiert, sondern auch die der ÖVP-demobilisiert.
Warnung vor Schuss ins Knie
Und außerdem, so Politikwissenschaftler Fritz Plasser, habe sich bei Wahlstrategen die Meinung durchgesetzt, "dass man mit Negativität mehr Aufmerksamkeit erhält als mit positiven Aussagen, und dass Negativität zu stärkeren Lerneffekten beim Publikum führt. Gerade Parteien, die einen Rückstand wettmachen müssen, würden gerne zu negativen Botschaften greifen, so Plasser, der aber auch warnt: Sollte eine Partei ausschließlich mit negativen Botschaften werben, sei das nicht verträglich mit dem Stabilitäts- und Kompetenzanspruch einer regierenden Partei.
Und negative Botschaften könnten auch dann zum Schuss ins eigene Knie werden, wenn man sie übertreibe, sagt Politikberater Thomas Hofer. Denn dann werde das als "Wadlbeißerei" wahrgenommen. So habe sich die Wahlkampfdarstellung des steirischen SPÖ-Kandidaten Franz Voves durch die ÖVP als "Faulpelz" als Schuss nach hinten erwiesen.
Wohl dosiert eingesetzt, so Hofers Fazit, führen negative Botschaften im Wahlkampf aber sehr häufig zum Erfolg, allerdings nur für die Parteien und nicht für die Demokratie insgesamt - beide Experten sind auch einig, dass das Vertrauen in die Politik durch Negativkampagnen weiter leiden könnte.