Snowden beantragt Asyl in Venezuela

Ex-US-Geheimdienstler Edward Snowden hat in Venezuela Asyl beantragt. Das hat Präsident Nicolas Maduro bestätigt. Venezuela hatte sich ebenso wie Bolivien und Nicaragua bereit erklärt, Snowden aufzunehmen.

Morgenjournal, 9.7.2013

"Kommen Sie her"

Snowdens Asylantrag sei eingetroffen, sagte Maduro in Caracas. Der US-Aufdecker müsse jetzt "entscheiden, wenn er ein Flugzeug nimmt, ob er letztendlich herkommen will". Maduro hob hervor, dass seine Regierung Snowden bereits vor Eingang des Antrags aus humanitären Gründen Asyl angeboten habe: "Wir haben diesem jungen Mann gesagt: 'Sie werden vom Imperialismus verfolgt, kommen Sie her.'" Auf die Frage, ob Snowden sich auch telefonisch bei ihm gemeldet habe, sagte Maduro: "Nein, bis jetzt nicht, das würde mir gefallen."

Ausreise unklar

Es ist aber unklar, wie er ohne gültige Ausweispapiere vom Moskauer Flughafen Scheremetjewo weiterreisen kann. Dort sitzt er seit seiner Flucht über Hongkong seit gut zwei Wochen fest. Die USA haben seinen Pass für ungültig erklärt. Spekuliert wird, Snowden könnte mit der russischen Fluglinie Aeroflot direkt nach Kuba fliegen und von dort weiter nach Venezuela.

Der IT-Spezialist wird von den USA per Haftbefehl gesucht, weil er Dokumente über geheime Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes NSA an Medien weitergegeben hatte. Außerdem enthüllte er ein umfangreiches britisches Spähprogramm. Snowden bat insgesamt mehr als 20 Länder um Asyl, darunter Österreich. Die meisten Staaten lehnten den Antrag ab.

Die britische Zeitung "Guardian" hat am Abend bisher unveröffentlichte Teile ihres Interviews mit Snowden ins Netz gestellt. Snowden erklärt darin ausführlich, was ihn zu den Enthüllungen getrieben hat: "Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich sage, alles was ich mache, der Name jedes Gesprächpartners, jeder Ausdruck von Kreativität, Liebe oder Freundschaft aufgezeichnet wird." Dafür war er bereit, einen hohen Preis zu zahlen.

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