Fall Trayvon Martin - neue Anklage?

Nach dem Freispruch das Bürgerwehrmannes George Zimmerman, der den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin erschossen hat, gehen in den USA die Emotionen hoch. In vielen Städten gingen Menschen auf die Straßen, um ein ihrer Meinung nach rassistisches Justizsystem anzuprangern. Das Justizministerium prüft jetzt ein eneue Anklage gegen den Schützen.

Mittagsjournal, 15.7.2013

Anklage wegen "Hass-Verbrechen"?

Zimmerman verließ das Gericht als freier Mann, aber es drohen ihm weitere verfahren. Zunächst einmal wird die Familie des getöteten Jugendlichen einen Zivilprozess gegen ihn anstrengen. Es ist ja unbestritten, dass er Trayvon Martin erschossen hat. Da geht es um Schadenersatz und Schmerzensgeld. Aber das amerikanische Recht kennt auch den Tatbestand des "Hate Crimes", des Verbrechens aus Rassenhass. Dies ist ein Bundesverbrechen, das Justizministerium kann ein Verfahren einleiten und tut das auch immer wieder, wenn ein Prozess einen eventuellen rassistischen Hintergrund der Tat außer Acht gelassen hat.

Anklagen wegen "Hate Crimes" sind unter der Obama-Regierung um 30 Prozent angestiegen. Allerdings gibt es wenige Schuldsprüche, weil die Latte sehr hoch liegt. Es müsste im Fall Zimmerman nachgewiesen werden, dass der Täter den Jugendlichen absichtlich wegen dessen Hautfarbe getötet hat. So ein Nachweis ist immer schwierig, da es um den Vorsatz geht. Eine Anklage gegen Zimmerman scheint wenig wahrscheinlich.

Nur weiße Geschworene

Im Prozess selbst ging es eigentlich auch wenig um Rassismus aufseiten Zimmermans, doch die Wogen gehen trotzdem hoch. Das ganze Justizsystem wird immer wieder als rassistisch angesehen. Viele Leute verstehen nicht, warum fast alle Geschworenen weiß waren und warum zum Beispiel Zimmerman zuerst gar nicht verhaftet wurde, obwohl er zugab, den Jungen erschossen zu haben. Ein 12jähriger Bub sagte gestern bei einer Kundgebung in New York: "Die Geschworenen hätten doch aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen sein müssen und die Anklage hat es unterlassen, sich richtig für Trayvon einzusetzen. Aber hoffentlich bewirken unsere Proteste etwas, indem wir seine Geschichte erzählen."

Es gibt tatsächlich klare Hinweise, dass Justitia in den USA nicht farbenblind ist. Schwarze werden viel öfter beschuldigt, verhaftet, angeklagt und auch verurteilt als Weiße in ähnlichen Fällen. Viele Kommentatoren schreiben heute: Wäre ein weißer unbewaffneter Jugendlicher von einem Schwarzen erschossen worden, hätte man diesen wohl sofort verhaftet. George Zimmerman ist erst Wochen später festgenommen worden, weil er sich auf Selbstverteidigung berief und die Polizei ihm glaubte.