Prozess um Untergang der "Costa Concordia"

Im Prozess um den Untergang des Kreuzfahrtsschiffs "Costa Concordia" vor der italienischen Küste soll am Mittwoch der angeklagte Kapitän Francesco Schettino erneut vor Gericht erscheinen. Das von großem Medieninteresse begleitete Verfahren in Grosseto hatte offiziell am Dienstag vergangener Woche begonnen, wegen eines landesweiten Anwaltsstreiks wurde der Prozess aber sofort vertagt.

Morgenjournal, 17.7.2013

Jahrelanger Prozess in Theatersaal

Der Chef der Hafenbehörde musste Kapitän Schettino damals per Telefon befehlen, schleunigst wieder an Bord zu gehen. Die Evakuierung der gekenterten Concordia war noch im Gang, der Kapitän hatte sich einem in Rettungsboot davongemacht und seine Mannschaft und mehr als dreitausend Passagiere sich selbst überlassen. Die Anklage wirft ihm fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes in Seenot vor.

Fünf Mitangeklagte, darunter der Steuermann und zwei Offiziere, haben sich mit dem Staatsanwalt auf ein Schuldeingeständnis ohne Prozess geeinigt. Das Gericht muss auch darüber entscheiden. Das Verfahren ist kompliziert und wird Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen. Schauplatz ist der Theatersaal der Provinzhauptstadt Grosseto.

Metapher für Zustand Italiens

Das Wrack der Concordia liegt derweil riesig und rostend noch immer am Ort der Tragödie, schräg aus dem Wasser ragend, von Gerüsten und Kränen umstellt. Seit Monaten läuft hier die größte Bergungsaktion in der Geschichte der Schifffahrt. Ohne dass irgendjemand den genervten Bewohnern von Giglio zusichern könnte, wann das Relikt endlich abschlepptauglich sein wird.

Die Inselbewohner wollen das Wrack nicht mehr sehen. Für viele ist die Concordia eine Metapher für den Zustand Italiens: ein Luxusdampfer, den Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit der Führungsmannschaft zum Kentern gebracht haben und der nur schwer wieder in Bewegung zu bringen ist. Und niemand übernimmt die Verantwortung.