Rechnungshof kritisiert Sprachförderung

Die Sprachförderung von Schülern mit Migrationshintergrund sei in Österreich ein undurchsichtigen Stückwerk, kritisiert ein Bericht des Rechnungshofs (RH). Verschiedene strategische Ansätze und Einzelmaßnahmen erschwerten Koordination und Abstimmung, beklagt der Rechnungshof.

Abendjournal, 18.6.2013

Doppelergebnisse oder keine Evaluierung

Es gebe kein einheitliches Verfahren zur Erhebung der Sprachkenntnisse, und weil Kindergärten die Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung meist nicht an die Volksschulen weitergeben dürfen, komme es zu Doppelerhebungen. Außerdem fehlen dem RH die "aussagekräftigen Kenngrößen zur Zielüberprüfung", Evaluierungsergebnisse gab es nur in einem einzigen Fall.

Zum Teil lassen sich die kritisierten Mängel durch die "zersplitterte Kompetenzlage" - Pflichtschulen (Volks-, Haupt-, Sonderschule etc.) sind Ländersache - erklären: So gebe es Probleme bei der Koordinierung von Fördermaßnahmen, keine standardisierte Datenerfassung und damit Probleme bei Entwicklung und Umsetzung einer wirkungsvollen Förderstrategie und bei der Transparenz. Die Ausgaben für die Sprachförderung konnte das Unterrichtsministerium teilweise nur schätzen, bemängelt der RH.

Zu wenig Planungssicherheit

Verbesserungsbedarf ortet der RH bei den Sprachförderkursen für außerordentliche Schüler, die für schulreif befunden werden, aber schlecht Deutsch sprechen. Er plädiert dafür, das in Österreich vorrangig praktizierte Modell "kritisch zu beobachten", dass Schüler gleich in der normalen Klasse landen und begleitend Sprachförderkurse besuchen - Alternative wäre die Bildung eigener Gruppen oder Klassen auf Zeit. Schlecht findet er auch die derzeitige Befristung der Finanzierung dieser Kurse auf jeweils zwei Jahre, "weil nachhaltige und planungssichere Sprachförderkurse für außerordentliche Schüler einer längerfristigen Maßnahme bedürfen".

Der RH kritisiert zudem, dass sowohl der muttersprachliche Unterricht als auch die Fördermaßnahme „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) seit 20 Jahren eingesetzt werden, ohne je evaluiert worden zu sein. Dazu kommt, dass weder das Ministerium noch der Wiener Stadtschulrat Personaleinsatz und Ausgaben für diese Maßnahme in den Schuljahren 2006/07 bis 2010/11 beziffern konnten. Kritik übt der RH auch an dem mit 3,6 Prozent verschwindend geringen Anteil an Lehrern, die eine Fort– oder Weiterbildung zu Fördermaßnahmen in Deutsch besucht haben.

Reform angekündigt

Teilweise ist die Kritik des RH bereits überholt, da Schmied und VP-Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz vor Kurzem eine Reform der Sprachförderung angekündigt haben: Deutschkenntnisse sollen künftig größeren Einfluss darauf haben, ob Kinder als schulreif eingestuft werden. Damit sollen Schulen künftig selbst entscheiden können, ob sie Kinder nichtdeutscher Muttersprache im Klassenverbund fördern oder in eigenen Gruppen oder Klassen auf Zeit. Die Möglichkeit, Kindern für die ersten zwei Volksschulklassen öfter als derzeit bis zu drei Jahre Zeit zu geben, soll ebenfalls forciert werden. Auch der geforderte Informationsaustausch von Kindergarten und Volksschule über die Deutschkenntnisse des Kindes ist geplant. (Text: APA, Red.)