Albanische HTL mit Österreichs Hilfe

Der Norden Albaniens zählt zu den Entwicklungsschwerpunkten Österreichs am Balkan. Das zeigt sich nicht nur an der massiven wirtschaftlichen Präsenz, sondern auch an einem beispielhaften Projekt einer HTL, die seit sieben Jahren in der Stadt Shkodra besteht und zum großen Teil vom Unterrichtsministerium in Wien finanziert wird. Die Unterrichtssprache ist vorwiegend Deutsch. Jetzt hat der erste Jahrgang dieser HTL abgeschlossen.

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Mittagsjournal, 19.7.2013

36 junge Albanerinnen und Albaner bekamen gleich zwei Maturazeugnisse - ein albanisches und ein österreichisches. Letzteres berechtigt sogar zu einem Studium in der EU, das sich viele Absolventen allerdings nur schwer leisten können. Bei der Maturafeier dabei war ORF-Balkan-Korrespondent

Unterricht vielfach in Deutsch

36 Maturantinnen und Maturanten bilden den ersten Jahrgang, der die HTL in Shkodar abgeschlossen hat. Abgesehen von der Fachausbildung in Informatik, Elektrotechnik und Softwareentwicklung zählen zu den Fächern neben Albanisch noch Englisch und Deutsch, das die dominante Unterrichtssprache ist. 25 österreichische und 8 albanische Lehrer unterrichten derzeit 260 Schüler. Einige der 36 Absolventen werden im Ausland studieren; die meisten bleiben aber in Albanien, und zwar vor allem deshalb, weil das Geld für das Ausland nicht reicht. Dazu zählt der 20-jährige Kristian Ndou. Er wird in Tirana Informatik studieren, hat aber auch einen Halbtagsjob bei einer Firma mit einem Netto-Monatslohn von 250 Euro. Damit werde er in Tirana nur knapp über die Runden kommen, sagt Kristian Ndou:

„Ein Haus kostet so etwa 100 Euro ohne Strom und Wasser; und dann das Essen und alles, was viel teurer als in Shkodra ist. Das wird am Anfang schwer, das alles zu organisieren. Vielleicht werde ich planen, am Anfang in einem Internat zu leben, bis ich vielleicht eine andere Nebenarbeit finde oder diese Arbeit Vollzeit kriege.“

Zukunft in Albanien

Belegen will Kristian Ndou noch ein Fernstudium für Wirtschaftsinformatik an einer deutschen Universität. Kristian zählt zu den katholischen Albanern, die vor allem im Raum Shkodra stark vertreten sind. Sein Vater arbeitet bei der katholischen Kirche, die Mutter sorgt sich um das Haus und Kristians vierjüngere Geschwister im Alter von 18 bis 3 Jahren.

Obwohl auch Kristian ein bekennender Katholik ist, ist er keineswegs nur Traditionen verhaftet. Die albanische Gegenwart sieht Kristian Ndou kritisch: „Die ausländischen Firmen kommen nicht nach Albanien, weil es hier viel Korruption gibt, und es sehr schwer ist, etwas zu machen. Daher gibt es hier in Albanien nicht so viele Arbeitsplätze wie es geben sollte.“

Kristian möchte gerne noch ins Ausland gehen. Seine Zukunft sieht er aber in Albanien; das ist gut so, weil das Land für seine Modernisierung gut ausgebildete junge Menschen dringend braucht.