Telekom Austria: Noch eine Anklage

Die Telekom-Austria-Affäre zieht immer weitere Kreise. Eine weitere Anklageerhebung steht offenbar kurz bevor, berichtet der "Kurier". Gegenstand ist der umstrittene Verkauf der Wiener Telekom-Immobilie "Schillerplatz 4" an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber. Die Staatsanwaltschaft sieht einmal mehr Untreueverdacht bei ehemaligen Telekom-Spitzenmanagern.

Mittagsjournal, 25.7.2013

Fünf Millionen in einem Jahr

Der Verkauf der noblen Wiener Innenstadt-Immobilie "Schillerplatz 4" sorgt schon seit Jahren für Spekulationen. 2006 hatte Ex-ÖBB-Chef Martin Huber über eine Projektentwicklungsgesellschaft zwei Stockwerke des Palais von der Telekom für rund sechs Millionen Euro erworben - und ein Jahr später um elf Millionen Euro weiterverkauft - also um fast das doppelte des Kaufpreises. Käuferin war pikanterweise eine Baufirma, die auch ein ÖBB-Grundstück am Wiener Zentralbahnhof erworben hat. Abgesegnet wurde der Verkauf Telekom-intern von Generaldirektor Heinz Sundt und Finanzvorstand Stefano Colombo.

Grüner Verdacht

Aufgekommen ist die Causa bereits 2008 durch eine Anzeige der Grünen Gabriela Moser. Sie erstattete Anzeige, weil ihr der schnelle Verkauf an einen Auftragsnehmer der ÖBB verdächtig erschien. 2009 hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Eine neue Anzeige Mosers scheint nun doch noch zu einer Anklage zu führen. Laut "Kurier" wirft die Staatsanwaltschaft Sundt und Colombo Untreue vor, Huber Beihilfe zur Untreue. Unter den Angeklagten sollen auch eine ehemalige Mitarbeiterin der Telekom-Immobilienabteilung, die heute ÖBB Personenverkehrschefin ist, und ein Gutachter sein. Ihnen wird von der Staatsanwaltschaft Beweismittelfälschung vorgeworfen. Denn nachdem Kritik an dem Verkauf laut wurde, soll man nachträglich versucht haben, den günstigen Verkaufspreis der Immobilie mit einem falsch datieren Gutachten zu rechtfertigen.

Inoffizielle Bestätigungen

Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets bestritten. "Mein Mandant war in die Verkaufsverhandlungen nie involviert, sondern hat nur den Kaufvertrag unterschrieben", sagt etwa Sundts Anwalt Martin Nemec. Er übt auch Kritik am Sachverständigen der Staatsanwaltschaft in der Causa: Dieser habe entscheidende Fragen nicht beantwortet, etwa welche Investitionen Huber bei der Immobilie vor dem Weiterverkauf getätigt hat, sagt Nemec. Derzeit ist die Anklage aber erst auf dem Weg zum Gericht und die Anwälte der Angeklagten sind offiziell noch nicht informiert. Daher gibt es vorerst nur inoffizielle Bestätigungen aus der Justiz für die bevorstehende Anklageerhebung.